Rezension

"Ich trage dich im Herzen (ich trage dein Herz in meinem)"

Love Letters to the Dead
von Ava Dellaira

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung:
Inhalt
Eine einfache Aufgabe im Englischunterricht führt dazu, dass Laurel anfängt toten Berühmtheiten ihre intimsten Geheimnisse und Gefühle anzuvertrauen. Aus einem einzigen Brief, den sie ihrer Englischlehrerin aushändigen soll, werden zig verschiedene, an ebenso viele Persönlichkeiten.
Laurel musste viel mit machen und hat somit auch viel zu erzählen. Dabei ist sie offen und ehrlich, schließlich schreibt sie diese Briefe für sich selbst - den Einen hat sie ihrer Lehrerin nicht genehmen. Sie sind ihr einfach zu persönlich.
In ihren Briefen erfahren wir sehr viel über das Seelenleben der Protagonistin und fangen ihren Schmerz auf, der leider ziemlich gewaltig ist...

»"Warum glaubst du, ist die Liebe das tiefste Gefühl, das Menschen empfinden? Weil sie beides zugleich ist. Solange wir lieben, fühlen wir uns beschütt und haben dabei doch trotzdem Angst."«
Zitat aus: "Love Letters to the Dead"

Charaktere
Laurel hat kein gutes Selbstwertgefühl. Sie würde gern so sein, wie ihre verstorbene Schwester, die in ihren Augen einfach perfekt war. Am Anfang des Buches ist Laurel ein bisschen schüchtern und zieht sich zurück. Sie musste viel ertragen und hat alles noch nicht überwunden. Sie öffnet sich nicht gern vor anderen und macht alles lieber mit sich selbst aus.
Sky hat ebenfalls sein Päckchen zu tragen, geht damit allerdings ein bisschen anders um, als Laurel. Er ist nicht gern allein und ist im Grunde genommen etwas wie ein Außenseiter, was ihn allerdings nicht stört.

Hannah und Natalie sind Laurels Freundinnen. Mit ihnen verbringt sie ihre Zeit und entdeckt die Welt. Sie helfen ihr in der schweren Zeit. 

»Manchmal ist da nur Stille, nachdem man etwas gesagt hat. Oder bloß ein Echo. Wie Schreie aus unserem Inneren. Und dann fühlt man sich wirklich einsam. Aber das passiert nur, wenn man nicht richtig hinhört. Es bedeutet, dass man noch nicht bereit ist, zu hören. Denn jedes Mal, wenn wir etwas sagen, ist da eine Stimme. Eine ganze Welt, die uns antwortet.«
Zitat aus: "Love Letters to the Dead"

Gesamt
"Love letters to the Dead" ist ein ziemlich persönliches Buch. Ich hatte das Gefühl, als würde Laurel mir ihr Briefe geben, damit ich sie lesen kann. Die Protagonistin ist sehr ehrlich und kommt somit auch sehr authentisch rüber. Was sie schreibt, ist Programm. Meiner Meinung nach, lernen wir sogar zwei Laurels kennen. Einmal die, wie sie gegenüber ihren Freundinnen ist - stark und selbstbewusst. Und einmal, wie sie in Wirklichkeit ist: Zerbrechlich, schüchtern, verletzt. Ich habe während des Lesens gemerkt wann sie zwischen ihren Charakteren gewechselt ist und konnte hinter ihre Fassade schauen. Ava Dellaira ist es sehr gut gelungen mir ihre Protagonistin so sehr nahe zu bringen, was mir außerordentlich gut gefällt.
Laurel schreibt abwechselnd an verschiedene, bereits verstorbene Persönlichkeiten. Wie es in der Briefform nun mal so ist, verwendet sie hier den Ich-Erzähler, was das Ganze sehr, sehr persönlich macht. Dabei geht sie auf die Person ein, spricht z.B. "mit" Kurt Cobains über seinen Abschiedsbrief, wie er aufgewachsen ist, etc. Trotz das Laurel dabei sehr ehrlich ist, steht in ihren Briefen auch viel zwischen den Zeilen. Man merkt als Leser förmlich, wie zerrissen sie sich innerlich fühlt und leidet schlicht mit ihr mit. 

»"Aber was ist mit meiner Schwester? Warum habe ich es nicht geschafft, sie zu beschützen?" Meine Stimme zitterte, und ich konnte richtig spüren, wie ich innerlich zusammenzuckte. Vielleicht auch äußerlich. Ich hatte das vorher noch nie so laut ausgesprochen.«
Zitat aus: "Love Letters to the Dead"

Ich weiß gar nicht, wie oft ich einen dicken Kloß im Hals hatte und den Tränen nah war. Laurels Geschichte ist so emotional und berührend, dass ich nicht anders konnte, als mit ihr mitzufühlen.
Was die Autorin noch für Wendungen eingebaut hatte, hat mich zutiefst schockiert. Ich habe gedacht, dass es ja schon genug ist, dass die Protagonistin ihre Schwester verloren hat, mussten die anderen Sachen denn auch noch sein?! Ich konnte Laurel verstehen, egal, was sie gesagt, oder getan hat und ich denke, dass es jedem innerlich so ergehen würde, hätte man das alles wie sie erleben müssen. Ich ziehe sogar meinen Hut vor ihr, denn nach allem, was passiert ist, hat sie es trotzdem geschafft, irgendwie weiter zu machen, wo andere vielleicht schon längst den Kopf in den Sand gesteckt hätten.
Neben der Trauerbewältigung erlebt Laurel auch ihre erste Liebe. Ava Dellaira beschreibt, wie sie und Sky immer ein bisschen weiter aufeinander zugehen und was daraus letztendlich entsteht. Außerdem geht die Autorin auch auf verschiedene andere Punkte ein, die immer "Up to date" sein werden. Sei es Freundschaft, Liebe, Vertrauen, Hoffnung, Leid, etc. In diesem Buch werden jegliche Emotionen einfach sehr, sehr groß geschrieben.
Als ich bei Laurels letztem Brief angekommen war, liefen mir die Tränen. Ich konnte einfach nicht mehr an mich halten und wurde von meinen eigenen Emotionen überwältigt.

In Kürze:
Positiv
Die Protagonistin ist einfach toll.
Alle Nebencharaktere haben genug Farbe abbekommen.
Die gesamte Geschichte ist in Briefform gehalten und wird von Laurel als Ich-Erzähler erzählt.
Emotionen, Emotionen, und noch mehr Emotionen.
Spannender Verlauf.
Überraschende Wendungen.
Viele Themen werden behandelt, die immer "Up to date" sind.
Laurel entwickelt sich weiter.
Negativ 
Nichts.

Fazit:
Ava Dellaira hat mit "Love Letters to the Dead" ein wirkliches Meisterwerk erschaffen, in dem eine starke Protagonistin sowie tolle Nebencharaktere enthalten sind und Emotionen sehr groß geschrieben werden. Für mich ein rundum gelungenes Buch, in dem einfach alles zueinander passt und mit einem sehr schönen Ende abgerundet wird.
Ich freue mich schon sehr auf die Verfilmung.
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