Rezension

Ich verstehe nur Bahnhof...

Gelenke des Lichts - Emanuel Maeß

Gelenke des Lichts
von Emanuel Maeß

"Emanuel Maeß hat einen sprachmächtigen und beobachtungsstarken Roman geschrieben, der in seiner spielerischen Leichtigkeit und Tiefe in der neueren Literatur seinesgleichen sucht."  - Eine solche Beschreibung im Umschlagtext macht neugierig. Wer hat sie verfasst - der Autor, der Verleger? Eine Quelle wird nicht angegeben. Und so schleicht sich dann doch der Verdacht auf, dass der Ursprung nicht gerade interesseloses Wohlgefallen ist, sondern eben ein eigenes Interesse dahintersteht. Aber gerechterweise muss ich zugeben, dass wohl einige diese Einschätzung teilen: Das Buch ist immerhin als Debutroman auf der Nominierungsliste zum Deutschen Buchpreis 2019 gelandet.

Ich war leider absolut überfordert. Ich war in Versuchung, die Lektüre abzubrechen, denn sie konnte mich überhaupt nicht fesseln, und so habe ich das Buch eher überflogen. Ein Elfjähriger sieht ein neunjähriges Mädchen, das ihm nicht aus dem Kopf geht - aha. Sieben Jahre später sieht er sie wieder und erkennt sie auf Anhieb - ach, wirklich? Sie hält Abstand, und er schreibt ihr wöchentlich ausführliche Briefe - so, so. Und immer wieder gibt es Nähe zwischen den Beiden, die dann sofort wieder Abstand suchen. Auch eine Liebesgeschichte mit Irrungen und Wirrungen könnte ja interessant sein, aber dafür habe ich zuwenig Gefühl gefunden. Stattdessen erzählt der Autor über seine anderen Begegnungen, wirft mit Brocken aus dem Studium um sich, vor allem Philosophie und Literatur, beschreibt Landschaften und immer wieder Licht. Ich habe so einige Anspielungen entdeckt und bin mir sicher, dass ich sehr vieles überlesen, übersehen und schlicht und ergreifend nicht verstanden habe. Vermutlich stecken viele Erfahrungen von Maeß in seinem Buch: Auch er ist als Pfarrerssohn in der DDR aufgewachsen, auch er hat in Heidelberg studiert, später in Oxford (sein Protagonist in Cambridge). Kenner entdecken möglicherweise in Glück, Coubertin oder Charly bekannte Figuren; mir fehlt dazu das Hintergrundwissen. Ich konnte vermutlich oft einfach nicht folgen - sind es dann saure Trauben, wenn ich ein bisschen zu viel Showing-Off empfinde? Den Titel des Buches kann ich auch nicht einordnen; meine flüchtige Lektüre hat Hinweise völlig übersehen. Und was ist mit dem Schluss? Der Protagonist springt - ist das jetzt eine Umschreibung für einen Selbstmord?

Ich habe das Buch schlichtweg nicht verstanden. Falls jemand von euch Zugang findet - seid so nett und helft mir...