Rezension

Ich war verzaubert und gefesselt

Russische Klassiker - Fjodor M. Dostojewskij, Nikolai Gogol, Maxim Gorki, Alexander Puschkin

Russische Klassiker
von Fjodor M. Dostojewskij Nikolai Gogol Maxim Gorki Alexander Puschkin

Bewertet mit 4.5 Sternen

Diese Novellensammlung bietet einen Einstieg zu einigen Großen der russischen Literatur. Und einen wunderbaren Einstieg!

Zum Inhalt:

Das Hörbuch beinhaltet mehrere ungekürzte Novellen: Malwa von Maxim Gorki, Helle Nächte von Fjodor Dostojewskij, Der Mantel von Nikolai Gogol und Alexander Puschkins Pique Dame.

Malwa fand ich nicht so toll. Ich glaube, es liegt daran, dass Gorki einfach in einer anderen Epoche schreibt. Mir fehlt bei ihm die Romantik in der Erzählung und die liebevolle Beschreibung der Figuren. Die ProtagonistInnen aus der Arbeiter- und Bauernschicht waren für mich nicht nachvollziehbar. Unsinnige Gewaltausbrüche, kaum psychologisch erklärt. Im Prinzip geht es um Vater und Sohn, die sich über eine Frau entzweien.

Außerdem habe ich Malwa als letztes gehört, nachdem mich die anderen Novellen regelrecht verzaubert haben. Außerdem spielen die drei anderen Erzählungen alle in St. Petersburg und da ich selbst letztes Jahr dort war, hatte ich sofort eine Verbindung mit den Erzählungen. Helle Nächte beschreibt eine unerwiderte Liebe, die in den langen Petersburger Frühlingsnächten beginnt und endet. Die Geschichte ist extrem emotional und nachvollziehbar, eigentlich das zeitlose Schicksal des „besten Freundes“. Es ist meine liebste Erzählung in dieser Sammlung. Pique Dame ist eine Schauergeschichte, die Übernatürliches und Strafe aus dem Jenseits in die feine Petersburger Gesellschaft transportiert. Hier fand ich die Art der Novelle sehr schön, immer fanden sich neue Blickwinkel und Aspekte. Der Mantel ist wohl die humorvollste Erzählung, ebenfalls mit übernatürlichem Aspekt, und nimmt das überbordende und unterbezahlte Beamtentum in der (damaligen) russischen Hauptstadt aufs Korn. Absolut hörenswert!

 

Sprecher:

Die Stimmen der Vorleser passen alle sehr gut zu den Erzählungen. Die tiefen, warmen Stimmen geben den sanften Fluss der Sprache perfekt wieder. Ich finde, sogar die Unterschiede der Novellen werden mit den unterschiedlichen Sprechern gut herausgestellt. Warum genau, kann ich nicht sagen, aber die Sprecherauswahl korrespondiert sehr gut mit den Erzählungen.

 

Sonstiges:

Außerdem fand ich es sehr angenehm, dass die Hörbücher relativ kurz waren. Man konnte die an einem Stück hören, was den Zauber für mich ununterbrochen ließ. Und man kann sie auch in Phasen hören, in denen man sich nicht sicher ist, ob man schnell weiter hören kann. Pique Dame und Der Mantel sind auf je einer CD untergebracht und 60 bzw. 88 Minuten lang, Helle Nächte dauert etwa zwei Stunden und ist auf zwei CDs aufgeteilt. Leider ist gerade die Erzählung, die ich am wenigsten mochte, Malwa, die längste mit etwa 150 Minuten.

Fazit:

Kurze Hörbücher, die mit angenehmen Stimmen und schönen Geschichten verzaubern. Die volle Punktzahl gibt es nur deshalb nicht, weil mir – ganz subjektiv – Malwa nicht so gefallen hat.