Rezension

Ich weiß immer noch nicht, ob ich es gut oder schlecht finde

Das also ist mein Leben
von Stephen Chbosky

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
Charlie weiß mit seinen Gedanken und Gefühlen nicht wohin. Meist weiß er eigentlich nicht einmal, was er gerade fühlt. In seinem Inneren herrscht oft Chaos. Und so beginnt er, "ihm" zu schreiben. Wie eine Art Tagebuch, Briefe. Doch immer anonym, vertauscht Namen und Orte. Doch er muss einfach mit jemandem reden und da sonst keiner zuhören will und er auch nicht alles erzählen könnte, schreibt er einfach an ihn. Und lässt den Leser somit an seinem Leben teilnehmen.

Meine Meinung:
Sehr schwierig. Irgendwie schaffe ich es gerade nicht, mir eine konkrete Meinung über das Buch zu bilden. Es ähnelt ein wenig dem Untertitel des Buches. "Ich mag es und mag es eigentlich nicht - und ich begreife nicht, wie ich beides empfinden kann". Passt doch, oder? Ich will Euch mal versuchen zu erklären, was mir gefiel und was nicht.

Charlie erzählt in der Ich-Form in seinen Briefen an den Unbekannten. Und dennoch kommt man ihm nicht wirklich nahe. Man überlegt wirklich sehr sehr lange, ob mit ihm alles ok ist, ob er ein "normaler" Mensch ist, wie alt er ist und anfangs überlegte ich ernsthaft auch, ob er Junge oder Mädchen ist oder sich grad im falschen Körper befindet, oder ob er behindert ist. Denn alles ist immer so unvollständig, irgendwie verschleiert, nichts, was man richtig fassen kann. Man kann sich einfach kein Bild machen von Personen, Orten, Situationen. Und das führt dazu, dass man nicht so richtig in die Geschichte hineinkommt.

Und dann sind da wieder so klare Momente, Situationen, die man sich vorstellen kann. Die Charlie sympathisch werden lassen und manchmal auch seine Freunde. Wobei ich nie genau wusste, sind sie wirklich Freunde oder was wollen sie eigentlich von ihm. Das wiederum machte mich dann schon irgendwie traurig, denn Charlie wirkte sehr oft verloren, auch wenn er mitten unter Menschen war. Und sehr lange hatte ich den Verdacht, dass Charlie vielleicht Autist ist, denn viele seiner Handlungen ließen darauf schließen.

Und dann kam das Ende - nein, keine Angst, ich verrate nichts. Nur, dass ich es sehr unbefriedigend fand. Es blieb einfach zu viel Luft für Vermutungen. Und zu viele unbeantwortete Fragen, obwohl es eine Erklärung gab. Und auch hier zeigte sich wieder, dass in meinen Augen das Buch einfach zu viele Widersprüche in sich hat, obwohl es trotzdem eine klare Linie hat.

Klingt sehr verworren, oder? Aber genau so habe ich es empfunden und finde es immer noch.

Und doch ... formuliert der Autor wirklich schöne Sätze, die einen zum Nachdenken bringen. Zum lächeln, zum traurig sein, zum mitfühlen. Und das waren wieder die schönen Momente des Buches.

Fazit:
Es ist tatsächlich ein Buch, bei dem ich nicht weiß, wie ich es bewerten soll. Ich kann es weder empfehlen noch davon abraten. Vielleicht müsst Ihr wie ich einfach darüber stolpern und Euch selbst ein Bild davon machen. Und vielleicht könnt Ihr Euch eine bessere Meinung bilden, als ich das kann.