Rezension

Ich weiß nicht, ob der Hype berechtigt ist

Wir können alles sein, Baby
von Julia Engelmann

Bewertet mit 3 Sternen

Meine Meinung: Stolz kann ich sagen, dass ich Poetry Slam kannte, bevor es cool wurde. Bevor irgendwelche Slammer auf YouTube gehypt wurden. Damals, als alles anders und eh viel besser war. Spaß, aber irgendwie auch nicht ☺
Ich gehöre nicht zu den Personen, die One Day von Julia Engelmann feiern. Es ist gut geschrieben, gut vorgetragen, das mag ich gar nicht abstreiten, dennoch finde ich, dass es bessere Poetry Slams da draußen gibt. Allerdings kann und sollte man etwas nicht beurteilen, wenn man nur eine Seite oder eine Version davon kennt. Also habe ich zu dem Buch Wir können alles sein Baby gegriffen.
Man muss sagen, dass wenn es um Poetry Slam geht, die Texte erst dann richtig lebendig werden, wenn sie vorgetragen werden. Es ist schon schwierig genug "normale" Gedichte zu lesen, bei Poetry Slam-Texten ist es nochmal schwieriger.
Es fällt auf, dass Julia Engelmann stilsicher schreibt. Sie fürchtet sich nicht vor ungewöhnlichen Metaphern, die den Leser aufwühlen und mitreißen. Manchmal sind sie mir ein wenig zu viel. Zu viel Denglisch und Popkulturbegriffe, die durcheinander auf den Leser geworfen werden und die er zuerst noch entschlüsseln muss. Verbunden mit dem "Carpe Diem"-Motto, welches die meisten Gedichte durchzieht, wirkt das alles leider etwas kommerziell. Das muss nicht schlecht sein, aber für mich ist es eben nicht das Richtige und hat einen Touch von Aufgesetztheit. Das bedeutet nicht, dass viele ihrer Texte sehr gut sind.
Bewertung: Vielleicht konnte das Buch bei mir nicht anschlagen, weil ich sehr kritisch gegenüber Hypes stehe. Sie mögen auf irgendeine Art gerechtfertigt sein, aber meistens kann ich sie nicht verstehen. Jedenfalls habe ich dem Buch eine Chance gegeben, es hat zwar zwischen uns nicht gepasst, aber was soll's. Andere werden das Buch sicherlich genießen können, für mich ist es eher ein durchschnittliches Buch.