Rezension

Ich weiß nicht, was ich sagen soll....

Als der Teufel aus dem Badezimmer kam - Sophie Divry

Als der Teufel aus dem Badezimmer kam
von Sophie Divry

Bewertet mit 4 Sternen

... ich fange mal beim Cover an.

Das knallrote Cover fällt natürlich sofort ins Auge. Dazu die ausgestanzten Teufelshörner, die durch den schwarzen Buchdeckel ebenso schwarz durch das rot scheinen. Gefällt mir!

Nun zum Text: Ich weiß immer noch nicht, was ich sagen soll. Sophie Divrys Roman Als der Teufel aus dem Badezimmer kam ist ein sehr spezielles Buch. Eine Weile fühlte ich mich wie bei einer klügeren (sehr viel klügeren) Version von Big Brother, da ich der Heldin bei alltäglichen Dingen zusehe. Die Protagonistin ist arbeitslos und findet sich schließlich mit nur noch einer Handvoll Euro auf dem Konto wieder. Was tun? Sie verfällt in Selbstmitleid und führt nicht nur eingebildete Gespräche mit ihrer Mutter sondern auch mit dem (sehr gehässigen) Teufel. Sie sucht nach Arbeit, kümmert sich um das Liebes- bzw. Sexleben ihres besten Freundes, um aus dem Ganzen wiederum das Buch zu machen, das ich in den Händen halte.

So verwirrend das klingt, so ist es auch. Aber das Verworrene ist mitnichten langweilig oder weniger spannend. Im Gegenteil! Dieses Experiment, wie ich diese Geschichte mal nennen will, ist durchaus gelungen. Es macht Spaß, der Protagonistin bei ihrem alltäglichen Kampf zu folgen, wenn auch der Teufel (der aus dem Badezimmer kam) eindeutig zu kurz kam. Obwohl größtenteils ein humorvoller Ton herrscht, gibt es auch gesellschaftskritische Absätze, bspw. über die Arbeitsbedingungen (nicht nur von bestimmten Bevölkerungsgruppen) oder den alltäglichen Rassismus.

Witzig ist auch, wie die Wörter oder Buchstaben aus den Reihen tanzen (im wahrsten Sinne des Wortes) und Geschichten eingeschoben werden (weil die Autorin gezwungen wird!) Weniger gefallen haben mir die Sexszenen (ich mag "sowas" generell nicht lesen) und die detaillierte Schilderung der Schlangenfütterung (das musste ich überblättern).

Ich weiß immer noch nicht, wie ich das Buch beschreiben soll. Hier muss sich tatsächlich jeder selbst ein Bild machen. Bis auf Kleinigkeiten lohnt es sich. Selten hat mich Alltägliches so mitgerissen.