Rezension

Ich will die Sterne über der Toskana wiedersehen!

Sterne über der Toskana - Karin Seemayer

Sterne über der Toskana
von Karin Seemayer

Ich will die Sterne über der Toskana wiedersehen!

„Wenn er dich liebt, dann wird er um dich kämpfen. Sollte er es nicht tun, dann ist er deiner auch nicht wert.“ (Enrico di Raimandi)

Gianna di Raimandi, die achtzehnjährige Tochter von Don Enrico und Silvana di Raimandi, kehrt nach ihrem Abschluss auf das elterliche Weingut „Alberi di Argento“ zurück. Ihre Verlobung mit Angelo Castiglioni, dem einzigen Sohn und Erben des benachbarten Weinguts Tenuta Bandello, soll in Kürze bekanntgegeben werden. Giannas heile Welt zerbricht jedoch in tausend Scherben, als ihr Bruder Guiseppe vor dem Palazzo Colo in Livorno als Aufständischer hingerichtet, und dessen Zwillingsbruder Tommaso verletzt wird. Aufgrund der konträren politischen Ansichten der beiden Familien wird nach diesem Ereignis die Verlobung von Angelo und Gianna seitens der Castiglionis gelöst. Gianna ist verzweifelt, doch Angelo ist weder charakterstark noch mutig genug, sich gegen seine Eltern aufzulehnen. Die junge Frau reist schließlich nach Genua ab, um bei ihrer Tante Emilia und ihrem Ehemann Fabrizzio Baratti zur Ruhe zu kommen. Doch es brodelt nach wie vor in Italien, und Gianna muss einige Hindernisse überwinden, bis sie endlich ihren Seelenfrieden und ihr Glück findet.

Im dritten Band der Toskana-Reihe begibt Karin Seemayer sich mit Gianna und Maurizio in den Hauptrollen sowie mit zum Teil bereits bestens bekannten weiteren Figuren aus den Vorgängerbüchern erneut in das Weingut des alten Adelsgeschlechts der di Raimandis in der malerischen Toskana. Wie auch in den vorherigen Bänden präsentiert die Autorin eine faszinierende Geschichte, die mit damaligen politischen Ereignissen und hervorragend recherchierten historischen Fakten verwoben wurde. Der Kampf um die Unabhängigkeit Italiens hat drastische Auswirkungen und zerstört unter anderem auch Giannas Lebensplanung. Neben fiktiven, die Handlung dominierende Protagonisten, tauchen auch bekannte Persönlichkeiten wie beispielsweise der spätere Gründer des Roten Kreuzes, Henry Dunant, auf. In Italien brodelt es, und beim Aufstand im Jahre 1857 in Livorno kommt es zu einem Eklat, die Schlacht von Solferino 1859 bildet schließlich einen tragischen Höhepunkt dieses Buches.

In Giovanna „Gianna“ di Raimandi und Maurizio „Mauro“ Manari erschuf Karin Seemayer zwei sehr sympathische Protagonisten, denen ich von Beginn an sehr zugetan war. Gianna wird als lebhafte junge Dame dargestellt, deren Widerspruchsgeist sie immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Während sie in Maurizio stets den allerbesten Freund und Vertrauten sah, verliebte sie sich unsterblich in den attraktiven Angelo. Maurizios ruhige, nachdenkliche Art und sein aufrichtiger Charakter haben mir ausnehmend gut gefallen. Für den bescheidenen jungen Mann steht das Glück seiner großen Liebe Gianna an erster Stelle. Kurz vor der Bekanntgabe ihrer Verlobung mit Angelo verlässt Maurizio Tenuta Bandello, das nach dem tragischen Tod seiner Eltern zu seiner neuen Heimat wurde. Während seiner Zeit bei der Armee begegnet er Menschen, die ihn ein Stück seines Weges begleiten, ihn prägen, und einen wichtigen Stellenwert in seinem Leben einnehmen. Einer davon ist sein Onkel Raimondo, ein Oberstleutnant mit einem Herzen aus Gold, der zu einer meiner favorisierten Nebenfiguren avancierte. Die Autorin hat ihre Geschichte mit sehr vielen handelnden Figuren bestückt, das ausführliche Personenregister zu Beginn des Buches bildete dabei eine äußerst wertvolle Möglichkeit, die verschiedenen Namen immer wieder nachzuschlagen.

Karin Seemayer besitzt einen einnehmenden Schreibstil, durch die politische Situation, die verschiedenen Kampfhandlungen und nicht zuletzt die persönlichen Tragödien der Protagonisten werden zudem auch Spannung und große Emotionen ins Buch eingebracht. „Sterne über der Toskana“ bildet einen hervorragenden Abschluss dieses eindrucksvollen Familienepos, es war eine Lektüre, die mir ausgezeichnet gefallen hat. Da die drei Bände aufeinander aufbauen, würde ich dem interessierten Leser die Einhaltung der Reihenfolge wärmstens ans Herz legen.

Begeisterte fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung!