Rezension

Ich wünsche mir ein Happy End

Freiheit für Raif Badawi, die Liebe meines Lebens - Ensaf Haidar

Freiheit für Raif Badawi, die Liebe meines Lebens
von Ensaf Haidar

Bewertet mit 5 Sternen

Ich verfolge das Schicksal von Raif Bandawi schon lange und weiss noch genau, wie ich geschockt vor den Nachrichten saß, als zum ersten Mal davon berichtet wurde.

Dieses bewegende Buch erzählt die ganze Lebensgeschichte von Ensaf und Raif. Durch einen Zufall haben sich die beiden kennengelernt und Raifs Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, dass sie zu einem Paar wurden. Die Liebe stand von Anfang an unter keinem guten Stern, da die Familien gegen eine Heirat waren. Aber trotzdem haben sie es geschafft. Ihre Partnerschaft ist tiefgründig und gleichwertig, offen und liberal. Und das in einem Land, welches kein freies Denken duldet und die Frauen ohne Rechte sind. Das Leben in Saudi-Arabien wird beherrscht und gelenkt vom Staat und der mächtigen Religions-Polizei.

Raif lässt sich davon jedoch nicht einschüchtern und er brennt voller Leidenschaft für seinen Blog, in welchem über das System und vor allem über Menschenrechte diskutiert wird. Selbst Ensaf darf öffentlich mitreden, anfangs noch unter einem Pseudonym, später mit ihrem realen Namen. Und so kann es nicht ausbleiben, dass Raif mit seiner Familie ins Visier von Staat und Religions-Polizei gerät. Als dann noch sein eigener Vater im Internet Hetzvideos über seinen Sohn veröffentlicht, spitzt sich die Lage zu.

Fröhlich will Raif nach London reisen, um dort an einer Gesprächtsrunde teilzunehmen, doch am Flughafen wird ihm die Ausreise verweigert. Sämtliche Konten sind gesperrt, sein Pass ungültig. Die einzige Begründung ist, sich bei Gericht zu melden. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf.

„Freiheit für Raif Badawi“ hat mich zutiefst berührt. Neben Wut und Trauer ist da aber auch die Bewunderung für eine Frau, die mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln für ihren Mann kämpft. Eine Frau, die zwar relativ unbeschwert und sorglos aufgewachsen ist, dann jedoch ihrer Rechte beraubt wurde und nun mehr als ihren Mann steht. Unermüdlich kämpft Ensaf für die Freilassung ihres Mannes, setzt alle Hebel in Bewegung. Wie mag man sich fühlen, wenn der geliebte Partner im Kerker von Saudi-Arabien sitzt und stets der Willkür der Kleriker ausgesetzt ist? Wenn man nicht weiß, wann die nächsten Stockhiebe auf ihn niederprasseln werden?

Vor kurzem wurde Raif der „Sacharow-Preis“ verliehen und der Druck auf die Regierung wächst. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass diese Geschichte ein Happy End hat. Nicht nur für Raif, sondern für alle , die sich für Menschenrechte und freiheitliches Denken in diesen Ländern einsetzen.

Fazit

Keine leichte Kost aber unbedingt lesenswert. Es öffnet einem die Augen und zeigt, wofür es sich zu leben lohnt. Nach dieser Lektüre erscheinen einem die eigenen Probleme fast schon lächerlich. Denn wir haben hier Meinungs- und Religionsfreiheit und das ist wirklich eine große Freiheit, die sich unbedingt zu schützen lohnt.