Rezension

Ich wurde verzaubert...

Die Buchspringer - Mechthild Gläser

Die Buchspringer
von Mechthild Gläser

Klappentext: 
Während des Sommerurlaubs auf einer vergessenen Shetlandinsel erfährt Amy, dass sie als Mitglied der Familie Lennox of Stormsay über die Fähigkeit verfügt, in Bücher zu reisen und dort Einfluss auf die Geschichten zu nehmen. Schnell findet Amy Freunde in der Buchwelt: Schir Khan, der Tiger aus dem Dschungelbuch, hat stets wertvolle Ratschläge für sie, während Goethes Werther zwar seinen Liebeskummer in tintenhaltigen Cocktails ertränkt, Amy aber auch ein treuer Freund ist, seit sie ihn vor den Annäherungsversuchen der Hexen aus Macbeth gerettet hat. Lediglich die Idee, Oliver Twist Kaugummi zu schenken, war nicht die beste … Doch bald merkt Amy, dass die Buchwelt nicht so friedlich ist, wie sie zunächst scheint. Erst verschwindet Geld aus den Schatzkammern von Ali Baba, dann verletzt sich Elizabeth Bennet auf dem Weg zum Ball mit Mr Darcy, sodass eine der bekanntesten Liebesgeschichten der Weltliteratur im Keim erstickt wird. Für Amy ist klar: Sie muss den Störenfried stellen! Doch erst, als sich die Zwischenfälle auch auf die Realität auswirken und schließlich sogar ein Todesopfer fordern, wird Amy klar, wie ernst die Bedrohung ist. Worauf hat es der geheimnisvolle Attentäter wirklich abgesehen?

Meine Meinung: 
Als ich in der Verlagsvorschau über diese Buch stolperte schlug mein Herz plötzlich schneller und ich wurde ganz hibbelig. Ich musste dieses Buch unbedingt lesen! Denn wer träumt nicht davon einmal selbst in ein Buch springen zu können?
Die Geschichte beginnt damit, dass wir Amy und ihre Mutter Alexis auf die Insel Stormsay begleiten, auf welcher sich der Familiensitz von Alexis befindet. Alexis selbst war seit der Geburt von Amy nicht mehr dort und hat bisher nur wenige Worte über ihr altes Leben gegenüber Amy verloren. Dort angekommen wird Amy schnell klar, dass ihr ein großes Erbe zuteilwurde. Sie ist eine Buchspringerin und kann in die verschiedenen Geschichten der Literatur springen. Gemeinsam mit dem Clan der Macallisters ist es die Aufgabe von Amys Familie, den Lennox, die Welt der Bücher vor möglichen Gefahren zu beschützen.

Die Idee ein Buch über Bücher zu schreiben ist nicht neu. Ein Buch zu schreiben in dem die Protagonistin in die Welt der Bücher springen kann, war für mich jedoch ein neues Leseerlebnis. Die Grundidee ist genial und auch die Umsetzung lässt nur wenige Wünsche offen. Sehr gut gefallen hat mir hier, dass Amy von einem Buch in das nächste spazieren kann und es daher eine riesige Bücherwelt zu bestaunen gibt. Ebenso toll fand ich das kleine Städtchen innerhalb der Buchwelt, in dem alle Buchcharakter aufeinander treffen und sich austauschen können.

Bereits ein Blick auf das wunderschöne Cover verrät einem welche Personen bzw. Geschichten in diesem Buch eine Rolle spielen werden. Amy taucht während des Lesens in einige Klassiker der Literatur ein, darunter z.B. Alice im Wunderland, Sherlock Holmes, Das Dschungelbuch, Stolz und Vorurteil, Peter Pan, Der Sommernachtstraum und und und. Ich hätte mir neben all diesen Klassikern das ein oder andere „moderne“ Buch (beispielsweise Harry Potter) gewünscht, in das Amy gesprungen wäre.

Die Insel Stormsay ist sehr klein und daher leben noch nicht einmal 15 Personen auf dieser Insel. Man könnte daher meinen, dass es auf Stormsay recht idyllisch und ruhig zugeht, doch weit gefehlt. Etwas dunkles lauert auf der Insel und wartet auf seine Chance in die Buchwelt einzugreifen. Daher kommt man nicht umhin an dem ein oder anderen Charakter zu zweifeln.
Amy war mir mit ihrer unkomplizierten und liebenswürdigen Art von Anfang an sympathisch. Sie nimmt sich nicht wichtiger als sie ist und kann ihr Glück nicht fassen, dass sie zu den Auserwählten Buchspringern gehört.
Auf der Insel lernt sie die Jugendlichen Will und Betsy kennen, welche dem Clan der Macalisters angehören und ebenfalls in Bücher springen können. Gerade ihre Beziehung zu Will gewinnt an Intensität und Vertrautheit. Die sich daraus entwickelnde Liebesgeschichte drängt sich jedoch zu keiner Zeit in den Vordergrund, sondern entwickelt sich langsam und stetig. Dies fand ich sehr angenehm.
Aber nicht nur die Macalisters lernt Amy kennen, sondern auch ihre Großmutter Lady Mairead und die geheimnisvollen Bibliothekare Desmond, Glenn und Clyde.
Neben den interessanten Personen in der realen Welt, gibt es jedoch auch ein paar interessante Buchcharaktere zu bestaunen. Wer hätte gedacht, dass Schir Khan gar nicht so böse ist, wie man bisher vermutet hat und das der junge Werther ein angenehmer Reisepartner durch die Buchwelt sein kann?

Das Buch ist mit seinen knapp 400 Seiten keineswegs ein dünnes Buch, dennoch hätte ich mir manche Szenen noch ausführlicher beschrieben gewünscht. In einigen Szenen steckte wirklich viel Potenzial, von daher hätte ich es klasse gefunden, wenn das Buch sogar noch dicker gewesen wäre.
Zwischen den einzelnen Kapiteln tauchen wir in ein Märchen der besonderen Art ein. Mehr wird jedoch an dieser Stelle nicht verraten, denn dafür müsst ihr schon das Buch selbst lesen.

Das Ende passt wunderbar zum gesamten Verlauf der Geschichte, beantwortet jedoch nicht alle Fragen. Das Buch wird zwar als Einzelband beschrieben, dennoch lässt sich die Autorin ein kleines Hintertürchen offen und somit habe ich die leise Hoffnung, dass wir doch noch in den Genuss eines zweiten Teils kommen werden.

Fazit:
Was bleibt mir anderes zu sagen außer das ich total hin und weg bin! Hin und weg von einer wahnsinnig genialen Idee, nämlich dem Springen in die verschiedensten Bücher der Literaturgeschichte. Auch hin und weg aufgrund der tollen und atmosphärischen Bibliothek auf Stormsay, die ich gerne mein Eigen nennen würde. Und natürlich hin und weg aufgrund der spannenden und teilweise lustigen Geschichte und den interessanten Personen. Ich kann das Buch jedem Buchliebhaber und jeder Leseratten absolut empfehlen. Lasst euch verzaubern von der Insel Stormsay und der fantastischen Buchwelt!
Nach dieser Lobeshymne gibt es von mir natürlich 5 von 5 Hörnchen.