Rezension

Ich.Gebe.Nicht.Nach.

Entmenschlicht -

Entmenschlicht
von Huschke Mau

Eine erschütternde Geschichte, wie sie jeden Tag im besten Deutschland aller Zeiten stattfindet und ein Plädoyer für das Nordische Modell!

Dieser Satz prägt das Leben von Huschke Mau und zeigt von welch tiefem Mut, starken Willen und klarem Gerechtigkeitssinn sie erfüllt ist obwohl von Anfang ihres Lebens an alles versucht wurde, diesen Willen zu brechen und sie in jeder Beziehung zu zerstören.

Huschke wuchs in einer dysfunktionalen Familie auf mit einem Stiefvater, der die ganze Familie mit sadistischer Gewalt gequält hat und somit hat die Autorin schon sehr früh die Erfahrung von sexuellem, körperlichen und seelischen Missbrauch gemacht und konnte sich niemandem in der Verwandtschaft anvertrauen. Ihre Schilderungen lässt den Leser mehr als einmal fassungslos innehalten. Mit 17 Jahren schafft sie es von zu Hause zu fliehen, doch was sich als vermeintlicher Ausweg zeigt, entpuppt sich als auswegloser Alptraum und nachdem sie in die absolute Armut und Obdachlosigkeit abzudriften droht, ihre Familie gibt keine Unterstützung und die verantwortlichen Ämter versagen auf ganzer Linie, kommt ein "Retter", ein Polizist, der ihr das Geschäft, eine Win-Win-Situation offeriert und schneller als Huschke Prostitution aussprechen kann ist dieser Mann ihr erster Zuhälter, der ihre Notlage auf schamloseste ausnutzt und die noch sehr junge Frau an jeden verschachert, der zahlt. Huschke kann diesen Zustand nur mit Drogen und Alkohol aushalten und schafft es dennoch, sich von ihrem ersten Wohnungsbordell zu lösen und im nächsten Wohnungsbordell aufzuwachen, das von der organisierten Kriminalität geleitet wird. Ihre Chuzpe und Frechheit hat sie aus manch gefährlicher Situation gerettet und nach 10 Jahren schafft sie es dank Alwin, ihres Katers und Lebensretters, auszusteigen. Doch dieser Weg ist lang und schwer, denn Huschke, hochtraumatisiert bekommt in dem besten Deutschland aller Zeiten keinerlei Hilfe vom Amt, denn "Sexarbeit", das Unwort dieses Jahrtausends, ist ja in Deutschland völlig legal. Hierbei sei angemerkt, dass sexueller Konsens nicht gekauft werden kann. Wer etwas anderes behauptet, der verschließt die Augen vor der Realität oder lügt bewusst. Dennoch schafft es Huschke, nachdem sie endlich eine fähige Traumatherapeutin gefunden hat, auch da sieht es in unserem Land sehr schlecht aus und gründet das Netzwerk Ella, von Frauen für Frauen, die noch in der Prostitution sind und einen Ausweg suchen.

Dieses Buch ist auf der einen Seite die autobiografische Geschichte der Autorin und auch ein Sachbuch, das in sehr guter Weise über das Nordische Modell aufklärt, was in einigen Ländern schon mit großem Erfolg umgesetzt wird, denn dort werden nicht die Frauen kriminalisiert, sondern die Freier, Männer, die glauben, sie hätten ein Recht darauf, sich Frauen zu kaufen. Damit Deutschland nicht weiter das Bordell Europas bleibt, ist es dringend von Nöten, dass dieses Modell endlich umgesetzt wird.

Ich empfehle dieses Buch allen, die noch eine romantisierte Vorstellung von Prostitution haben, Männern wie Frauen, Freiern wie den Feministinnen, die denken "My body, my choice" und wenn sie immer noch nicht davon überzeugt sind, dann könnten diese Damen ja gerne mal ein Praktikum im Milieu absolvieren, denn dann wären sie nach spätestens einer Stunde von "My body, my choice" ein für allemal kuriert, denn Prostitution ist brutal und menschenverachtend.

Huschke Mau nimmt den Leser in diesem Buch sehr tief mit ins Milieu und zeigt auf, was es für eine Frau heißt, dort zu "arbeiten", d.h. sich jeden Tag aufs Neue missbrauchen und entmenschlichen zu lassen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Titel und das Cover sehr gut gewählt sind.

Dieses Buch ist ein Muss!!, und jede Frau, die sich Feministin nennt, sollte es lesen und an sich herankommen lassen, ebenso jeder Mann, der gerne Pornos und die Umsetzung in die Realität "genießt", in der Hoffnung, dass ab sofort gesunde und menschliche Entscheidungen zu Gunsten der betroffenen Frauen getroffen werden.

Ich werde es auf jeden Fall weiter empfehlen! Ein extra Knuddler an Alwin, aber nur, wenn er will!!