Rezension

Ideale Winterlektüre, um sich zwischen den Seiten zu verlieren

Das Flüstern der Bäume - Michael Christie

Das Flüstern der Bäume
von Michael Christie

Bewertet mit 5 Sternen

Michael Christies Roman umspannt mehrere Generationen einer Familie. Dabei verwendet er eine sehr poetische Sprache und verwendet immer wieder Bilder aus der Natur, um die Schicksale der Menschen zu beschreiben.

Zu Beginn lernen wir Jake kennen. Jake ist Waldführerin auf Greenwood Island, dem letzten Plätzchen unberührte Natur. Es ist das Jahr 2038 und das große Welken hat die Welt in eine Wirtschaftskrise gestürzt. Dürre und Trockenheit haben viele Menschen als Klimaflüchtlinge dazu gezwungen ihr Glück jenseits der Grenzen zu suchen. Jake ist eine von ihnen und versucht sich durch ihren Job als Waldführerin über Wasser zu halten, um ihren Studienkredit abzubezahlen. Eines Tages nimmt ein Anwalt Kontakt zu ihr auf und zeigt ihr ein Tagebuch, dass ihrer Großmutter zu gehören scheint und sie eng mit Greenwood Island verbindet und ihr somit eine Möglichkeit aus dem Schuldenstrudel offenbart.

Nach und nach wird der Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit genommen und verfolgt dabei Jakes Stammbaum rückwärts durch die Zeit.

Michael Christie verwebt mühelos die Schicksale von vier Generationen einer Familie. Jede Person, die wir auf dieser Reise kennenlernen, enthüllt dabei eine wunderschöne Geschichte voller Glück und Leiden. Mir ist wirklich jede Person ans Herz gewachsen. Und wenn ich jede sage, dann meine ich auch jede. Selbst die Nebendarsteller kommen richtig zum Leben und zeichnen sich durch eine Tiefe aus, die es mir ermöglicht hat, mich in jeden einzelnen hineinzuversetzen. Es gibt hier keine platten Charaktere, deren Handlungen nicht nachvollziehbar sind oder zusammenhangslose Twists. Ganz im Gegenteil, jeder Faden wird im Laufe des Buches wieder aufgenommen und ins Große und Ganze eingewebt.

Die starke Verwurzelung der Charaktere mit der Natur und insbesondere der Bäume ist ein gelungener roter Faden, der sich durch das gesamte Buch zieht. Mir hat es sehr gefallen, wie der Autor immer wieder Parallelen zwischen dem Leben der Menschen und der Bäume zieht. Es ist diese bebilderte Sprache, die diesen Roman zu etwas besonderem für mich macht. Gleichzeitig ist das Thema Klimawandel natürlich sehr aktuell: Die Auswirkungen sind hier sehr drastisch ausgedrückt und dies regt zum Nachdenken an. Wie wollen wir mit unserem Planeten umgehen?

Ich kann das Buch wirklich allen empfehlen, die ein Sinn für schöne Sprache haben und sich gerne in einer farbenfrohen und facettenreichen Geschichte verlieren. Für mich ist der Roman definitiv ein schönes Highlight in diesem Leseherbst.