Rezension

Idee mit Potenzial, welches leider nicht ausgeschöpft wurde.

Infernale - Sophie Jordan

Infernale
von Sophie Jordan

Bewertet mit 3 Sternen

“Infernale” bildet den Auftakt zu einer neuen Jugendbuch-Reihe von Autorin Sophie Jordan und hat die USA im Jahr 2021 zum Schauplatz.

2021 werden alle Jugendlichen auf das “Homicidal Tendency Syndrome (HTS)”, auch Mördergen“ genannt, getestet. Da Menschen, die dieses Gen in sich tragen, zu hoher Gewalt neigen, sollen diese von der Regierung nicht nur extrem überwacht und kontrolliert, sondern auch von der restlichen Bevölkerung abgeschottet werden. Davy Hamilton und ihre Familie fällt aus allen Wolken, als ihnen plötzlich verkündet wird, dass Davy – das vorbildliche Wunderkind der Familie – dieses Mördergen in sich trägt. Damit ändert sich von einem Tag auf den anderen Davys Zukunft und Alltag schlagartig. Doch wie schlimm es tatsächlich werden wird, ist ihr (noch) nicht bewusst…

Der Loewe-Verlag machte mit seiner überaus gelungenen Marketing-Kampagne unter dem Motto #SeiMehrAlsDeineGene auf das Buch aufmerksam und ich muss zugeben, dass ich es wahrscheinlich nicht gelesen hätte, wenn ich diesen Roman lediglich in der Buchhandlung gesehen hätte. Das Buchcover finde ich von der Aufmachung und den Farben her zwar durchaus ansprechend, aber es verrät doch bereits, dass es sich um eine Dystopie handelt und ehrlicherweise finde ich es mittlerweile sehr schwierig, mich noch für Dystopien zu begeistern – einfach, dass es bereits so viele dystopischen Romane gibt und sie sich zugegebenermaßen oft sehr ähneln.

Doch tatsächlich finde ich die Idee gar nicht mal so schlecht – eigentlich sogar ziemlich interessant und vielversprechend. Meiner Meinung nach wurde das vorhandene Potenzial jedoch nicht wirklich von der Autorin ausgeschöpft. Auf den etwa 380 Seiten passiert so viel, aber zwischen den vielen einzelnen tollen Szenen, die spannend, actionreich und super sein könnten, fehlte mir dann doch die Handlung, die dazu führt. Man rast lesend durch die Geschichte, doch viele Zusammenhänge werden nicht erklärt, nur angerissen, vieles erschien mir zu unlogisch. Eine wirklich gute dystopische Handlung macht aber eben das aus, dass diese gut durchdacht ist, dass die vielen Zusammenhänge, Ereignisse, Personen und Hintergründe auch tatsächlich erklärt werden. Hier aber fehlte mir das extremst – dabei waren so oft so vielversprechende Elemente vorhanden, die diese Geschichte für mich interessant gemacht hätten.

Etwas unnötig fand ich – wie so oft bei Dystopien – den romantischen Handlungsstrang. Teilweise hatte ich den Eindruck, dass dieser so gar nicht in die Gesamthandlung passte, sondern dass dieser vielmehr der Handlung aufgezwungen wurde, weil er stellenweise einfach so fehl am Platz wirkte und damit auch für mich als Leser absolut unglaubwürdig wirkte. Auch die Protagonistin selbst wurde mir während der gesamten Handlung nicht wirklich sympathisch. Vielmehr hatte ich Mitleid mit ihr und manchmal erschien sie mir wiederum viel zu naiv und viel zu gutgläubig, als dass ich mich mit ihr anfreunden hätte können. Leider gab es damit auch keine anderen Charaktere, die mir dafür groß gefallen und die fehlende Sympathie für Davy wieder wett gemacht hätten.

Zudem hätte ich noch andere Erzählperspektiven außer der einen der Protagonist weitaus hilfreicher und vor allem interessanter gefunden. Die vielen willkürlichen “Informationsschnipsel” zwischen einigen einzelnen Kapiteln fand ich im Grunde zwar interessant, jedoch auch zu wenig – sie haben mich neugierig gemacht, doch diese Neugier wurde eben keineswegs befriedigt, da damit diverse Sachverhalte wieder einmal nur sehr kurz angerissen und nicht erklärt wurden.

Im Grunde mochte ich die Idee hinter “Infernale” sehr – doch der Handlung hätten durchaus eine langsamere und genauere Entwicklung sowie gut 100-200 Seiten mehr absolut gut getan. So liest sich der dystopische Auftakt zwar gut weg und weiß zwischendurch immer mal wieder zu fesseln, doch so wirklich begeistern konnte mich dieser noch nicht.