Rezension

Idee super, Umsetzung etwas enttäuschend

Der Mann im Heuhaufen - Birgit Hasselbusch

Der Mann im Heuhaufen
von Birgit Hasselbusch

Bewertet mit 3 Sternen

Die Idee zum Roman fand ich super, daher war ich sehr gespannt, wie sie umgesetzt wurde: Es ist das klassische Cinderella-Motiv, nur das hier der Mann abhanden gekommen ist und die Frau nach ihm sucht und nicht umgekehrt.

Die Ich-Erzählerin Charly lebt im Herzen Hamburgs, arbeitet als Physiotherapeutin und führt ansonsten eine schwierige Beziehung mit ihrem Freund Kai. Als dieser als Überraschung für sie ein Häuschen in der Vorstadt auftreibt, von Heiraten und Kinderkriegen redet, bekommt sie eine mittelschwere Krise und flüchtet sich erst einmal zu einer Jugendfreundin nach Berlin. Auf der Zugfahrt zurück nach Hamburg begegnet sie dann Mr. Right, vergisst dabei aber so ziemlich alles, was hilfreich wäre, ihn wiederzufinden. Dieses Unterfangen ist nun auch das Hauptthema des Buches und wie schon geschrieben, fand ich das sehr aufregend zu lesen.

Leider wurden dann jedoch im Buch zuviele Nebenschauplätze aufgemacht. Es wird viel von Charlys Alltag, ihrem Job, ihren Patienten, ihrer verkorksten Familie, etc. etc. erzählt. Dabei geht das Thema "Cinderella, äh Cinderello wiederfinden" mit der Zeit immer mehr unter. Superschade, finde ich.

Auch mit den Figuren, vor allem aber mit der Ich-Erzählerin Charly bin ich nicht warm geworden (ganz schwierig, da die Ich-Erzählerin normalerweise als meine Identifikationsfigur in so einem Roman dient). 

Sie war mir einfach zu unreif mit ihren Ansichten, ihren Ansprüchen an andere (wobei sie selbst eigene Wünsche nicht kommuniziert bekommt, sich dann aber aufregt, wenn andere Leute ihre Gedanken nicht lesen können!), ihre schnellen Gefühlsumschwünge und zickigen Anwandlungen. Leider passte da ein Zitat aus dem Buch sehr gut, in dem sie von sich schreibt: "Ich war ein wandelndes Klischee" (S. 111). Das ist leider nur zu wahr. Sie ist wirklich eine fast schon zu stereotype ChickLit-Figur geworden. 

Der Erzählstil an sich war für diese Art von Unterhaltungsliteratur in Ordnung. Im leichten und lockeren Plauderton wurde die Geschichte erzählt, wenn auch, wie schon geschrieben, teilweise etwas zu detailverliebt in den Alltagsbeschreibungen und natürlich durch die Erzählerfigur Charly eingefärbt.

Fazit: Die Idee zum Buch fand ich sehr faszinierend, leider konnte mich die Umsetzung nicht überzeugen. Daher nur eine sehr bedingte Leseempfehlung.