Rezension

Identität finden

Wieso Heimat, ich wohne zur Miete - Selim Özdogan

Wieso Heimat, ich wohne zur Miete
von Selim Özdogan

Inhalt: Selim Özdogans Buch "Wieso Heimat, ich wohne zur Miete" erzählt die Geschichte von Krishna Mustafa, der nach fast zwei Jahrzehnten in die Türkei zurückkehrt, in der er bis zu seinem sechsten Lebensjahr aufwuchs. Seine Freundin Laura hat ihn kurz zuvor um eine Auszeit gebeten, sie ist der Meinung, er solle erst mal seine Wurzeln und seine Identität finden. Und auch wenn Krishna Mustafa nicht wirklich weiß, wie sie sich das vorstellt, entschließt er sich nach Istanbul zu reisen, um vielleicht dort mehr über sich selbst und seine Herkunft zu erfahren. Er lernt die verschiedensten Seiten der Türkei kennen und ist überrascht wie vielfältig dieses Land doch ist. 

Cover und Aufmachung: Das Cover gefällt mir wirklich gut, es löst beim anschauen eine Sehnsucht zur Türkei aus, aufgrund der verwendeten Symbole und der warmen Farbe. 
Ich fand es wirklich interessant, dass die Kapitelnamen wie eine kurze Zusammenfassung funktionieren, aber trotzdem nie zu viel verraten, sondern oft auf lustige Weise den Leser in die Irre führen. Auch den Titel finde ich nach Beenden des Buches passend zur Geschichte. Er ist einfach wie so eine typische Krishna Frage, humorvoll und interessant. 

Meine Meinung: Selim Özdogans Buch setzt sich mit sehr interessanten Themen auseinander. Es werden Vorurteile angesprochen, man lernt neue Seiten der Kultur kennen und erhält einen Einblick in die politische Situation der Türkei. Özdogan hat einen wirklich besonderen Schreibstil, der an einigen Stellen die Geschichte sehr bereichert, an andere Stelle mich leider auch manchmal verwirrte. Auch, dass nie Anführungsstriche verwendet wurden, hat meinen Lesefluss oft etwas gestört. 
Genauso besonders, wie der Schreibstil, ist auch der Protagonist, ein sympathischer, lebensfroher, junger Mann, der sein Leben so nimmt wie es kommt. Leider war er mir an mancher Stelle dann doch zu naiv, was mich manchmal schon sehr gestört hat. Ich hätte ihn am liebsten mal durch geschüttelt und ihn den Ernst der Lage erklärt, da bin ich wohl seiner Freundin Laura sehr ähnlich. 
Davon abgesehen setzt sich "Wieso Heimat, ich wohne zur Miete" sehr gelungen und humorvoll mit Vorurteilen zwischen Deutschland und der Türkei auseinander, was mich oft zum schmunzeln brachte. Man wird an so einigen Stellen zum Denken angeregt und mit tollen Zitaten und schockierenden Ereignissen konfrontiert. Besonders die Gezi-Proteste werden oft angesprochen auf sehr authentischen Weise. 
Dieser Einblick in die verschiedenen Seiten der Türkei, speziell Istanbul, hat mir wirklich gut gefallen. 

Fazit: Dieses Buch beschreibt wirklich gut, die verschiedensten Seiten der Türkei. Es bringt den Leser zum Schmunzeln, aber spricht auch ernste Themen an. 
Da es leider für mich aber auch ein paar negative Aspekte gab und dieses Buch mich so nicht ganz von sich überzeugen konnte, vergebe ich 3 Sterne.