Rezension

Identitätssuche

Terafik -

Terafik
von Nilufar Karkhiran Khozani

Der Roman war für mich eine Komposition aus verschiedenen Stilen mit wechselnden Perspektiven, die teilweise tiefen Einblick gegeben haben, aber dann doch nur an der Oberfläche kratzten.
Wir folgen im Roman Nilufar, die zum ersten Mal nach Iran, in die Heimat ihres Vaters, reist. Dort lernt sie ihre ganze Familie kennen, die alle sehr unterschiedlich sind und selbst mit Spannungen untereinander zu kämpfen haben. Für Nilufar, so scheint es, springen sie jedoch alle über ihren Schatten und heißen sie herzlichst willkommen. Dennoch spürt Nilufar eine stetige Unruhe in sich und weiß nicht recht was sie von der ganzen Situation halt soll. So kommt man auch als Leser nie richtig an in dieser Erzählung, weil nie ein richtiges "Erzählziel" in Sicht ist und das macht das Lesen teilweise sehr anstrengend.

Nilufars Erzählungen aus dem Jetzt und der Vergangenheit werden zudem immer wieder von Erzählungen zum Leben ihres Vaters unterbrochen, wie er nach Deutschland kam, welche Erfahrungen er gemacht hat und wieso er wieder zurück in den Iran ist. Diese sind wiederum unterbrochen durch kurze Whatsapp Nachrichten, die aufzeigen, wie er auf Nilufars Fragen zu diesen Themen reagiert hat. Insgesamt toll gemacht und sehr eindrucksvoll, allerdings teilweise auch zu viel um sich zurechtzufinden. Auch unterstützt Nilufar ihre Beobachtungen immer wieder durch poetische Sätze, die einen lange Zeit nachdenklich machen und mich aber auch das ein oder andere Mal ratlos zurück gelassen haben.

Insgesamt fand ich das Buch interessant, vor allem die Suche nach der eigenen Identität und die Auswirkungen von Scham bzw. der eigenen Interpretation von Versagen. Leider sorgte die dauerhafte Zerissenheit dafür, dass es nicht wirklich ein Lesevergnügen war, was es aber vielleicht letztendlich auch nicht sein sollte. Denn Nilufar setzt sich mit viel Schmerz auseinander und der ist für den Leser deutlich spürbar, sodass man selbst auch erleichtert aufatmet als Nilufar nach Hause kann. Ob es letztendlich eine wirkliche Erleichterung ist, bleibt leider offen.