Rezension

„Ihr solltet vorsichtig sein mit dem, was ihr euch wünscht“.

Wie viele willst du töten - Joanna Schaffhausen

Wie viele willst du töten
von Joanna Schaffhausen

Ihren Geburtstag feiert die 28jährige Ellery Hathaway schon lange nicht mehr. Als sie dann aber 3 Jahre infolge eine Geburtstagskarte zugeschickt bekommt, gerät sie in Panik. Keiner weiß, wann er ist. Wie kann das nur sein, denn Ellery gibt sich die allergrößte Mühe, nichts über ihr Leben und sich preiszugeben. Das hat auch einen ganz bestimmten Grund, sie will nicht an ihre schlimmste und traumatischste Zeit erinnert werden.

Sie lebt in Woodbury einem Ort, den keiner findet, außer er fährt zufällig hindurch. Hier lebt sie als Polizistin und keiner ihrer Kollegen ahnt, was in Ellerys Innerem vorgeht. Als dann eine junge Frau verschwindet und nicht mehr auftaucht, gerät Ellerys fein aufgebaute Mauer einzustürzen, denn im nächsten und auch dem darauffolgenden Jahr, verschwinden zwei weitere Dorfbewohner. Den Zusammenhang, den sie sieht, sieht aber keiner sonst, denn von ihren, genau davor zugeschickten Glückwunschkarten, erzählt sie nichts.

In diesem Monat steht ihr nächster Geburtstag an und Ellery glaubt zu wissen, dass wieder ein „Mord“ passieren wird. Da ihr Keiner glaubt, bittet sie Reed Markham vom FBI um Hilfe. Kann er mit ihr zusammen verhindern, dass noch ein Mensch verschwindet?

Fazit:

Mit diesem Satz von Seite 212 beginne ich meine Meinung zusammen zu fassen. „Das Gesetz...“ Sie spie das Wort aus, als würde es einen widerlichen Geschmack in ihrem Mund hervorrufen. „Das Gesetz kommt eine Person zu spät.“

Die Autorin Johanna Schaffhausen nimmt uns in „Wie viele willst du töten“ mit in den kleinen Ort „Woodbury“ in Massachusetts. Das gelingt ihr sehr gut und ihre bildhaften Beschreibungen des Waldes und der kleinen Häuser, lässt sofort Bilder vor meinen Augen entstehen. Der Schreibstil ist dabei leicht und flüssig lesbar. Ein wenig holprig kommt die Übersetzung rüber, aber die Tiefe ihrer Worte gelangt sofort bis in mein Innerstes. Sie wühlen mich auf und ich schlucke schwer gegen aufkommende Tränen an, wenn Ellery völlig emotionslos ihre Geschichte erzählt. Immer wieder spüre ich als Leserin hautnah ihre Ängste, so dass ein Kribbeln und Gänsehaut meinen Rücken rauf- und runterlaufen.

Die Figuren passen sich der Umgebung an und werden eins mit ihr. Die Charakterisierung eines jeden Einzelnen ist wirklich sehr gut gelungen. Ich kann sie vor mir sehen, mit ihnen fühlen und kommunizieren.

Auch die Spannung ist in jeder Phase richtig dosiert. Von ganz hoch bis ein wenig runtergefahren und wieder langsam ansteigend. Das Ende, hatte ich so niemals erwartet. Auch wenn ich einen Verdacht hegte, wer hier die Entführungen begangen hatte, wurde ich absolut mit der gut durchdachten Verschleierung überrascht und alle offenen Fragen beantwortet.

Zum Ende noch dieser Satz von Seite 306, der schließt meine Rezension ab. „Wenn die eigene Welt komplett auseinanderbrach, wurden die Splitter in sämtliche Richtungen geschleudert und rissen jeden mit, der in ihrer Bahn war.“

Eine klare Leseempfehlung kommt hier von mir. Aber Vorsicht, die atmosphärische Tiefe der Geschichte ist nichts für schwache Nerven. Volle und verdiente 5 Sterne.