Rezension

"I'm a shark!"

Nimona - Noelle Stevensons

Nimona
von Noelle Stevensons

Bewertet mit 4 Sternen

Ein düsterer, epischer Comicroman rund um eine äußerste toughe Gestaltwandlerin und einen liebenswerten Schurken, die zusammen die zwielichtigen Machenschaften der Institution aufdecken wollen?! Na, wenn das mal nicht spannend klingt!

Und das ist es auch! Die Geschichte ist wirklich schön gemacht: Die junge Nimona heuert bei Ballister Blackheart dem Bösewicht des Königreichs an, der eigentlich gar nicht so böse ist. Töten liegt ihm fern, nur ein bisschen Unruhe stiften und seinen Groll gegen die Institution und seinen Erzfeind Sir Goldenloin will er ausdrücken. Nimona hingegen, so jung sie auch sein mag, hat keine Skrupel Blut zu vergießen und als Gestaltwandlerin auch jede Möglichkeit dazu.

Die Geschichte spielt in einem mittelalterlichen Setting, in dem es sowohl hoch technische Waffen und moderne Forschungslabore als auch Magie, Burgen und Drachen gibt. Und dann gibt es noch die Institution, die vorgibt Land und König zu schützen aber offenbar eigene geheime Pläne verfolgt. Diese will Blackheart mit Nimonas Hilfe aufdecken. Aber auch die gemeinsame Hintergrundgeschichte des Superhelden Goldenloin und des Superschurken Blackheart ist interessant. Ebenso wie Nimona: Wo kommt sie so plötzlich her? Und woher hat sie ihre unglaublichen Fähigkeiten, sich in jede beliebige Gestalt verwandeln zu können?

Diese als Webcomic gestartete Geschichte macht eine starke Entwicklung durch! Die Anfangs sehr kurzen Kapitel haben sehr kleine Panels und es wirkt alles eher skizzenhaft. Ab Kapitel 3 werden die Panels größer und sind besser platziert. Ab Kapitel 6 werden die Zeichnungen wesentlich besser, es sieht professioneller aus und auch die Kapitel selbst werden länger. Die Farben werden zunehmend kräftiger und strahlender. Die Gestaltung er Seiten kreativer. Die tollen Bilder, die Stevenson im überwiegenden Teil des Comics zaubert, machen die Schwächen vom Anfang definitiv wett. Allerdings wäre zu überlegen gewesen, ob man die ersten Kapitel für die Veröffentlichung als Buch nicht noch einmal überarbeitet oder erneuert. Für die Leser, die schon den Webcomic kannten, wäre das vielleicht seltsam, für alle anderen aber wahrscheinlich die bessere Variante gewesen. Denn der qualitative Unterschied von Anfang und Ende der Geschichte ist gewaltig! Ich hatte schon einmal mit dem ersten Kapitel (also... den ersten zwei Seiten) des Comics angefangen und es dann wieder zur Seite gelegt, weil ich dachte „Nah, das ist aber nicht so gut wie erwartet“. Was ich beim zweiten Versuch dann allerdings schnell revidieren konnte.

Stevenson spielt mit den klassischen Klischees von Gut und Böse. Sie lässt sie Grenzen zwischen beidem verschwimmen und vorgegebene Rollen neu überdenken. Es geht um Freundschaft, Vertrauen, Vergangenheit, böse Pläne, Kampf, Magie und Moral. Es ist düster, es ist traurig aber ebenso gibt es einige witzige Passagen und eine süße Art von running gag. Insgesamt ein sehr gelungener und trotz der kämpferischen Handlung seltsam berührender Comic mit tollem Personal, von dem ich nur zu gerne eine Fortsetzung lesen würde!