Rezension

Im Antiquariat der Träume

Das Antiquariat der Träume
von Lars Simon

Bewertet mit 4 Sternen

Als Johan eine Reise auf einem Kreuzfahrtschiff unternimmt, passiert das Undenkbare - in einem heftigen Sturm kentert das Schiff, es gibt Tote und Verletzte. Doch nicht nur das, nein, auch Johans Seelenverwandte Lina, die er erst kurz zuvor auf eben jenem Schiff kennengelernt hat, ist unauffindbar. Auch vier Jahre später bleibt Lina verschwunden, doch Johan, der nach dem Unglück seinen Job in Stockholm gekündigt und ein kleines Antiquariat in einem ruhigen kleinen Dorf eröffnet hat, kann die Hoffnung noch nicht aufgeben. Und dann ist da noch die Tatsache, dass ihm seit jenem Tag immer wieder verschiedene literarische Figuren wie etwa Sherlock Holmes oder William von Baskerville erscheinen...

Das Buch ist unterteilt in vier Abschnitte. Im ersten Abschnitt gibt es drei Zeitebenen, erstens unmittelbar vor bzw während des Schiffunglücks, zweitens kurz danach und drittens etwa vier Jahre später. Ab dem zweiten Abschnitt spielt die Handlung nur noch in der "Gegenwart", also vier Jahre, nachdem das Schiff gesunken und Lina verschwunden ist. Johan führt mittlerweile ein nettes kleines Literaturcafé mit angrenzendem Antiquariat im beschaulichen Örtchen Hedekas nahe Göteborg im Westen Schwedens. Noch immer hat er das Geschehene nicht vollständig verarbeitet, wovon auch die literarischen Figuren zeugen, die allesamt aus Johans Lieblingsbüchern stammen und immer wieder in seiner näheren Umgebung auftauchen, um sich mit ihm zu unterhalten. Eigentlich genießt Johan diese Besuche sehr, doch als sie sich zu häufen beginnen und seine "Selbstgespräche" langsam den Argwohn seiner realen Freunde wecken, wird das Ganze zum Problem. Johan muss eine Entscheidung treffen - soll er mit der Vergangenheit abchließen und nach vorne schauen, auch, wenn das bedeutet, Lina ein für allemal aufzugeben? Oder soll er weiter einen scheinbar hoffnungslosen Kampf ausfechten, und versuchen herauszufinden, was mit ihr an jenem schicksalhaften Tag geschehen ist?

 

Mir hat das Buch trotz einiger weniger, kleinerer Schwächen gut gefallen. Beispielsweise habe ich eine Weile gebraucht, um die anfänglichen drei Zeitebenen in meinem Kopf chronologisch korrekt anzuordnen - das mag aber an mir liegen, immerhin gibt es vor jedem neuen Kapitel im ersten Abschnitt eine Datumsangabe; und nach einer Weile kam ich damit auch gut zurecht. Zwischenzeitlich gab es ein paar Stellen, die sich ein klein wenig gezogen haben, es lohnt sich jedoch, dranzubleiben - denn diese kleinen Längen werden problemlos durch den unterhaltsamen, subtil humorvollen und wirklich angenehmen Schreibstil wettgemacht. Auch die Idee hinter der Geschichte an sich überzeugt - einmal den Figuren aus den eigenen Lieblingswerken der Weltliteratur begegnen, wer möchte das nicht! Sehr gut gelungen finde ich, wie auch die Eigenarten dieser Figuren jeweils übernommen werden - denn ein Cyrano de Begerac oder ein Sherlock Homes dürfen sich natürlich keinesfalls so verhalten oder artikulieren wie Pippi Langstrumpf! Und so kommt es auch zur einen oder anderen sehr interessanten Unterhaltung der literarischen Figuren miteinander.

So verschieden Johans Freunde auch sind - sie alle tragen dazu bei, dass er letztendlich die richtigen Entscheidungen trifft. Denn: "Alles geht irgendwie weiter, wenn es dem Schicksal gefällt."

Mein Fazit: Ein schönes Buch mit einer sehr spannenden Idee dahinter. Für "Kenner" der jeweiligen literarischen Figuren natürlich nochmal ein bisschen interessanter, aber es bleibt auch ohne Kenntnisse aller vorkommenden Werke absolut gut verständlich und sehr angenehm zu lesen!