Rezension

Im Brennerei-Gewerbe wird mit harten Bandagen gekämpft

Whisky mit Mord - Melinda Mullet

Whisky mit Mord
von Melinda Mullet

Bewertet mit 4 Sternen

Abigail Logan lebt als Fotojournalistin in London, eine richtige Stadtpflanze. Nach dem Tod ihrer Eltern wurde Abi von ihrem Onkel Ben aufgenommen, der ihr nun überraschend ein Haus und eine Whisky-Destillerie in Schottland vererbt hat. Dass Abi sich kaum darum gekümmert hatte, warum Onkel Ben so viel Zeit in Schottland verbrachte, vielleicht sogar eifersüchtig auf sein neues Hobby war, bereitet ihr nun ein schlechtes Gewissen.

Abis geerbte „Liegenschaften“ erweisen sich als Schmuckstück von einer Brennerei in einem Ort, der bisher kaum von Touristen entdeckt ist. Ben hatte offensichtlich erkannt, dass der ganze Ort sich wirtschaftlich entwickeln muss, wenn er mit seinem eigenen Liebhaber-Projekt wirtschaftlich erfolgreich sein will und darum großzügig investiert.  Abi weht bei ihrem Besuch vom ersten Tag an heftige Ablehnung entgegen, die ihr klarmachen soll, dass Frauen im Brennerei-Gewerbe unerwünscht sind. Sie selbst ist sich noch längst nicht klar, was aus dem Betrieb einmal werden soll; Kaufinteressenten aus aller Herren Länder signalisieren ihr jedoch bereits, dass sie in einem harten Geschäft mit harten Bandagen zu kämpfen gelernt haben. Spätestens als der junge Duff, der von Ben besonders geförderte Ziehsohn;  tot in einem Bottich gefunden wird, muss Abi erkennen, dass auch sie selbst in Gefahr ist.

Abi hatte ohnehin vor, das von Ben begonnene Buch über die Geschichte der Brennerei zu beenden. So lässt sie sich in einem Schnellkurs den Betrieb erklären, erfährt, über welche Fähigkeiten ein erfahrener Whiskybrenner verfügen sollte und was die lokale Geschichte des Schwarzbrennens mit dem heutigen Betrieb zu tun hat. Unterstützt von ihrem Hund, dem sofort alle Herzen zufliegen, lernt sie auf diesem Weg private und berufliche Netzwerke kennen. Ihr Londoner Kollege und enger Freund Patrick unterstützt sie dabei als erfahrener Rechercheur, der zeitweilig sogar dem Ortspolizisten überlegen zu sein scheint.

Hätte mich vor der Lektüre von Mullets Schottland-Krimi jemand gefragt, ob ich mich für Whisky interessiere, hätte ich das sicherlich verneint. Die anschaulichen Details aus der Arbeitswelt, wie Ben seinen Betrieb organisierte und die nötigen Fachkräfte motivierte, haben meine Einstellung allerdings schnell geändert. Zum Schluss hin hätten es einige die Auflösung des Todesfalls verzögernde Wendungen weniger sein dürfen, an einigen Stellen dürfte der Text stilistisch gern etwas geglättet werden, insgesamt war „Whisky mit Mord“ eine erfreuliche Urlaubslektüre. Folgebände liegen auf Englisch schon vor (Death destilled, Deadly Dream).