Rezension

Im Garten des Ungeheuers

All das zu verlieren - Leïla Slimani

All das zu verlieren
von Leila Slimani

Adèle hat einen gut verdienenden Ehemann, einen gesunden Sohn und eine Arbeit als Journalistin, doch all das befriedigt sie nicht. Sie findet alles öde, fühlt sich selbst leer. Um etwas zu empfinden, braucht sie Sex, am besten harten, mit einem ihr fremden Mann. Sie will von Männern begehrt werden und gleichzeitig erniedrigt. Ihre nymphomanen, masochistischen Tendenzen lebt sie heimlich aus - dabei weiß sie doch genau, was sie zu verlieren hat. Immer riskanter werden ihre Aktionen, bis es nicht ausbleibt, dass ihr Mann etwas über ihr Doppelleben erfährt...

Leila Slimani zeichnet das Portrait einer Frau voller Widersprüche. Adèle ist mir fremd und bleibt es auch. Nun muss ich nicht jede Protagonistin sympathisch finden, doch hier fehlt mir mehr. Adèle wirkt schwer gestört, psychisch krank; das könnte die Lektüre spannend machen. Hier fehlen mir aber die Hintergründe: Wie ist sie so geworden? Die wenigen Rückblenden in ihre Kindheit geben da nicht genügend Einblick. Ihr Charakter ist mir zu widersprüchlich: Einerseits nimmt sie alles hin, ohne jemals zu protestieren, ja, ohne überhaupt irgendeine Reaktion zu zeigen, andererseits agiert sie ausgesprochen krass. Auch die Charakterisierung ihres Mannes überzeugt mich nicht in allem. 

Adèle "will eine Puppe im Garten eines Ungeheuers sein"; dieses Bild nimmt auch der Originaltitel auf ("Dans le jardin de l´ogre"). Eine Puppe ist willenlos und den Handlungen der Lebendigen ausgeliefert. Adèle ist sich selbst und ihren Widersprüchen ausgeliefert.

Slimani schreibt schnörkellos, sie lässt ein klares Bild entstehen. Aber die Emotionslosigkeit von Adèle greift auf mich über; ich kann keinen Anteil an ihr nehmen, sie bleibt mir fremd. Das Buch konnte mich nicht erreichen. 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 15. Juni 2019 um 19:44

Keine Sterne, deshalb lese ich nur das Fazit.

FIRIEL kommentierte am 20. Juni 2019 um 16:43

Du hast das Buch doch schon gelesen...

wandagreen kommentierte am 20. Juni 2019 um 17:29

Ich lese aber gerne, was andere geschätzte Rezensenten dazu denken. (Aber nur, wenn sie sich um eine Sternevergabe nicht drücken).