Rezension

Im goldenen Käfig

Der fürsorgliche Mr Cave -

Der fürsorgliche Mr Cave
von Matt Haig

Bewertet mit 2 Sternen

Terence Cave ist vom Schicksal hart getroffen. Der Antiquitätenhändler liebte vier Menschen in seinem Leben und drei davon sind bereits tot. Zuletzt starb sein Sohn bei einer Art Mutprobe direkt vor seinen Augen. Nun ist nur noch seine Tochter, sein Herzblatt übrig. Herzblatt will er um jeden Preis beschützen - und nicht nur er zahlt einen hohen Preis dafür.

Der Autor ist mir zwar schon länger ein Begriff, aber es war für mich erst das zweite Buch von ihm und da das erste eine lose Sammlung von Gedanken und Kurzgeschichten war, hatte ich nicht so richtig eine Idee, was mich hier erwarten würde. Schnell bemerkte ich, dass hier ein Vater einen langen Brief an seine Tochter schreibt – ein ganz gutes Vorgehen und die gewählte Form erschien mit auch ansprechend, doch schnell hat sich das Blatt gewendet.

Ich fand das Buch nicht durchgängig schlecht, aber doch an viel zu vielen Stellen sehr langatmig und zu ausschweifend. Leider war es dazu auch noch ziemlich vorhersehbar und das Ende gar nicht überraschend. Wendungen? Fehlanzeige. Es wird nur eine Eskalationsstufe nach der nächsten gezündet. Gut gelungen ist entsprechend die Darstellung der Spirale oder des Teufelskreises des Caveschen Wahns. Die Trauer ist so groß und daraus resultierten dann zunächst eine besondere Aufmerksamkeit und der Wille die Tochter zu beschützen. An sich spricht dagegen auch nichts und die Sorge sieht man dem Mann zu Beginn auch noch etwas nach, doch dann steigert sich sein Wahn immer und immer mehr. Natürlich hat er für alles eine „gute“ Ausrede und Begründung. Er ist also gar nicht wahnsinnig, sondern einfach nur sehr fürsorglich – meint er! Seine Regeln und Taktiken sind extrem und nicht ganz zu Unrecht vergleicht seine Tochter ihn mit Nazis und Despoten. Vielleicht fand ich das auch so beklemmend an der Geschichte? In jedem Fall musste ich mich immer wieder regelrecht zwingen weiterzulesen. Teilweise lag es aber auch an der befürchteten Langeweile – die dann in den meisten Fällen auch genauso kam. Ich war wirklich froh, als das Buch beendet war und ich denke, dass ich daraus so gar nichts mitnehmen werde. Menschliche Abgründe und die Ursachen kann man deutlich spannender präsentieren finde ich. Der Schreibstil war flüssig und wer gut zu lesen gewesen, hätte die Geschichte mich mehr angesprochen. Eine Empfehlung kann ich nicht aussprechen, aber ich werde dem Autor vermutlich noch einmal eine Chance geben, denn wie gesagt, war ja nicht alles schlecht.