Rezension

Im Graubereich angesiedelt und spannend

Haarmann - Dirk Kurbjuweit

Haarmann
von Dirk Kurbjuweit

Bewertet mit 5 Sternen

Fasziniert von der Zeit zwischen den beiden Kriegen in denen es viele Gruppen gab, die irgendwie ihre neue Welt finden mussten, gab es nur wenig sehr gut ausgebildete Polizei, doch hier hat sich Hartnäckigkeit ausgezahlt....

Geschichte

Hannover der 20 er Jahre , Robert Lahnstein versetzt aus dem Ruhrgebiet, das zu dieser Zeit noch französisch besetzt war, soll als neuer Kommissar, den erfolglosen Bemühungen seiner neuen Kollegen, ein Ende setzen und ein Fall aufklären, der alle in Atem hält. Es verschwinden männliche Jugendliche im Alter zwischen 14 und 19 Jahren und es gibt keine Spur. Sind alles von zu Hause ausgerissen, zur Fremdenlegion oder wurden sie alle ermordet ? Lahnstein wartet auf das nächste Opfer um überhaupt den Ansatz einer Spur zu finden, wird dabei aber nicht unbedingt von seinen Kollegen unterstützt, die dem "Neuen " nichts abgewinnen können. Auch Lahnstein hat eine Vergangenheit und hofft, dass niemand etwas davon erfahren wird....

Lahnstein als SPD Mitglied hat es einfach nicht leicht. Seine Kollegen gehören eher noch zur alten Rechten Klicke und man erlebt schon die Spannung, die das neue bringen soll gegenüber den alten Methoden bei denen ein paar Schläge gegenüber Verdächtigen nicht geschadet haben. Dazu eine wahre Geschichte eines Mannes mit Namen Haarmann, der zeitlebens etwas zurückgeblieben sein sollte und einfach gerne mit jungen Männern geflirtet und auch mehr gemacht haben soll. Lahnstein bewegt sich zwischen Vergangenheit, die durch Rückblicke auf seine Familie erfolgen, auf die Gefangenschaft in England und ihn oft an sich zweifeln lassen. Hartnäckigkeit auf der anderen Seite bringt ihn bald auf die Spur eines verrückten Mörders. 

Die ganze Atmosphäre, die Menschen, die Zeit und der Umgang miteinander ist so dermaßen überwältigend beschrieben, dass ich das Buch kaum zur Seite legen konnte. Der Erzählstil ist nicht von der Stange und glaubt man den Faden zu verlieren, erschließt sich in den nächsten Sätzen alles wieder zur Hauptgeschichte. Frauen, die im Stich gelassen wurden oder aber deren Ehemann nicht wieder kam aus dem Krieg. Mit Kind sich durschlagen müssen als aber auch das Misstrauen untereinander und die Verkommenheit, die auch geherrscht hat, entstehen als Kopfkino und lassen einen kleinen Blick in die Zeit werfen, die keiner erleben möchte.

Für alle, die sich für die Zeit und Kriminalromane begeistern ist das hier fast Pflichtlektüre. Absolute Empfehlung !