Rezension

Im Hier und Jetzt

Die Unsterblichen - Chloe Benjamin

Die Unsterblichen
von Chloe Benjamin

Der Roman "Die Unsterblichen" ist für mich ein Aufruf. Von der ersten bis zur letzten Seite hat mich dieser berührt und nachdenklich gestimmt.
Es geht darum, das Leben mit Sinn zu füllen. Aus dem Wunsch zu Überleben, vielleicht sogar unsterblich zu sein, sollte etwas großes erwachsen: Das Leben und jeden einzigen Tag mit Sinn und Aufmerksamkeit zu füllen. Leben im Hier und Jetzt. Carpe diem, sozusagen.

Zum Inhalt möchte ich gar nicht viel schreiben:
Varja und ihre jüngeren Geschwister Daniel, Klara und Simon erfahren im Jahr 1969 ihr Todesdatum. Das Wissen darum verändert ihr Leben, aber auch das der Geschwister, der Partner, der Mutter. 
Es werden Wagnisse eingegangen, Gefahren ignoriert, Träume erfüllt, denn alles steuert nur auf diesen einen Tag zu. 

Chloe Benjamin gibt den einzelnen Figuren einen unverwechselbaren Charakter und eine Stimme. Man fühlt mit ihnen und möchte sie abwechselnd wachrütteln und anschubsen. 
Ihr gelingt auf wunderbare Weise Spannung und Sympathie für die Figuren aufzubauen. 

Ich hatte mich zu Beginn der Lektüre gefragt, ob die Erzählung wohl an irgendeiner Stelle unglaubwürdig wird. Denn, seien wir ehrlich, Wahrsagerei ist wohl nicht gerade das, woran die Mehrheit von uns glaubt...
Die Autorin hat mich überrascht. 
Die Charaktere der Figuren sind detailliert geschildert, ihre Ängste und Wünsche so greifbar, dass deren Schicksale genau auf die geschilderte Weise ihren Lauf nehmen MUSSTEN. 
Auch wenn sie dadurch an manchen Stellen für mich etwas vorhersehbar war, verlor die Geschichte zu keiner Zeit ihren Reiz. 
Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen.

Gestört hat mich zunächst das Tempus, denn die Geschichte ist im Präsens geschrieben und Rückblenden werden im Präteritum erzählt.
Am Anfang war ich durch das Ungewohnte etwas verwirrt, konnte mich aber recht schnell darauf einlassen. 
Und wenn ich darüber so nachdenke: 
Präsens ist eben das Hier und Jetzt.