Rezension

Im Land von Odin

Das Schweigen der Götter - Andreas Otter

Das Schweigen der Götter
von Andreas Otter

Bewertet mit 5 Sternen

Von Anfang an fesselnd mit einem tollen Einblick ins Leben der Wikinger. Protagonisten mit denen man von der ersten bis zur letzten Seite mitfiebert.

Der Roman „Das Schweigen der Götter“ von Andreas Otter beschreibt die Zeit der Wikinger und handelt von den beiden Sklaven Juta und Henrik.

Friesland ca. 1000 n. Chr.: Henrik ist ein einfacher Bauernsohn und ist leider zur falschen Zeit am falschen Ort. Er versucht mit seinem Vater bei den Mönchen Handel zu treiben, als die gefürchteten Nordmänner das Kloster überfallen. Sie nehmen die Mönche und ihn gefangen und entführen sie in ihre Heimat nach Ostnorwegen – von nun an ist Henrik Sklave. 

Juta ist Maurin und kommt eigentlich aus Tarifa, einer Stadt in Spanien. Sie ist schon ihr ganzes Leben Sklavin und wird immer wieder an andere Männer weiterverkauft. Über Flandern und Britannien landet sie ebenfalls bei den Nordmännern. 

Das Leben von Juta und Henrik kreuzt sich, sie werden ans Ende der Welt segeln und neue Länder sehen, doch nicht alle sind ihnen wohlgesonnen. Was hält das Schicksal für die beiden bereit und werden sie ihre Freiheit wiedererlangen? 

Meinung:

Mich hat das Buch von Anfang an gefesselt. Ich hatte überhaupt keine Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzufinden. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und sehr bildlich beschrieben, man hat direkt Bilder vor Augen. Es ist so, als wäre man ein Teil der Geschichte und würde Henrik und Juta auf Schritt und Tritt folgen; dabei folgt man den beiden als stiller Beobachter. Das hat der Autor wirklich toll hinbekommen, leider habe ich so ein Gefühl lange nicht bei allen Büchern.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht von Henrik und Juta in der 3. Person erzählt. Ich konnte schnell eine Verbindung zu Henrik und Juta aufbauen. Sie waren mir beide sympathisch und ich habe mich mit ihnen gefreut und gelitten sowie an ihrem Schicksal teilgenommen.

Manchmal gibt es kleine Abschnitte, die aus der Sicht von Einar, Henriks Besitzer und Wikingerkrieger, erzählt werden oder von Arna, ebenfalls einer Wikingerkriegerin. Das ist eine tolle Ergänzung um mehr über das Denken und Handeln der Nordmänner zu erfahren.

Das Buch hatte trotz des Umfangs für mich keinen Augenblick das Gefühl von Langatmigkeit. Es ist von der ersten bis zu letzten Seite spannend. Es ist eine tolle Mischung von Abenteuer und dem Leben der Wikinger. Man erfährt viel über ihren Glauben, das hat mir sehr gefallen. Und obwohl sie bei weitem kein friedliebendes Volk waren, kann man durchaus ihr Handeln nachvollziehen. Ich fand es auch ausgezeichnet wie es dem Autor gelungen ist, sie nicht nur als die Krieger und „Wilden“ zu zeigen, sondern, sie ebenfalls mit positiven Seiten auszuarbeiten.

Für mich war es ebenso spannend zu lesen wie weit das Christentum in dieser Zeit bereits verbreitet war und wie die Nordmänner darunter zu leiden hatten. Einige wollten mit „Heiden“ keinen Tauschhandel betreiben oder es gab höhere Zölle für sie. Etwas, was mir bis dahin völlig neu war. Es war wirklich interessant darüber zu lesen, wie sehr der Aberglaube das Leben und Weltbild dieser Menschen geprägt hat. Dass sie gedacht haben, die Erde sei eine Schreibe und man könne am Ende hinunterfallen. Mit dem Wissen von heute ist das nur schwer vorstellbar. 

Fazit: Mir hat es einfach Spaß gemacht in diese Zeit einzutauchen und darüber zu lesen. Eine tolle Mischung aus Abenteuer und historischem Hintergrund. Man sollte aber Lust haben sich mit dem Glauben und dem Leben der Wikinger auseinanderzusetzen. Wer eine reine Kriegergeschichte erwartet, ist hier falsch. Für mich sind das gute und verdiente 5 Sterne, ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt.