Rezension

Im Moment leider nur für echte "Fans"

Das Lied von Eis und Feuer 09. Sohn des Greifen - George R. R. Martin

Das Lied von Eis und Feuer 09. Sohn des Greifen
von George R. R. Martin

Mein Eindruck
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Wer eine reine Inhaltszusammenfassung sucht, sollte sich den Klapptext der Verlagsseite oder auch hier bei Amazon anschauen. Ich selbst habe aus zwei Gründen den Inhalt nicht in eigene Worte gefasst. Einmal ist es sehr schwierig etwas zum Inhalt des Buches zu schreiben, ohne allzu viel zu verraten (schließlich ist es Band 9 der Reihe). Ich finde es ist dem Verlag gut gelungen, einen kleinen Vorgeschmack zu bieten ohne großartig zu spoilern. Der zweite Grund ist und gleichzeitig auch mein Hauptkritikpunkt am Buch, es würde mir sehr schwer fallen den Inhalt in eigenen Worten wiederzugeben. Schwer fällt es mir deshalb, weil in ganzen 850 Seiten einfach kaum etwas "passiert" ist.

Jeder der mit George R. R. Martins Reihe beginnt wird zunächst erschlagen von den ganzen Familien und den Details. Doch vor allem in den ersten Bänden ist es wunderbar mit der Handlung verwoben und ergänzt das Gesamtbild einer epischen Saga. Mittlerweile jedoch, fühlt es sich so an, als wäre die Geschichte dem Autor über den Kopf gewachsen. Er hat so viel zu erzählen, verliert sich in Details und bringt die Handlung nur noch in Millimeter Schritten vorwärts. Diese Tendenz ist mir bereits im Band 7+8 (Englisch #4) aufgefallen. Verstärkt wurde der Effekt dadurch, dass sich Herr Martin entschlossen hat pro Buch nur einer bestimmten Anzahl von Charakteren zu widmen.
Genau dieser Schritt, sorgt meiner Meinung nach für den Leistungsabfall. In jeder Reihe gibt es liebgewonnene Charaktere, doch die Trennung erscheint besonders hart, weil er genau einen Schnitt zwischen den "Bösen" und "Guten" gemacht hat. Nun ging es endlich wieder mit meinen liebsten Charakteren weiter und leider ist es dadurch nicht viel besser geworden. Nach den Höhepunkten aus Band 5+6 (Englisch #3) fühlt es sich so an als wäre die Luft völlig raus und die Handlung an der Stelle stehengeblieben. Bisher ist es mir nie so schwer gefallen, die Kapitel aufmerksam zu verfolgen und nicht ständig im Hinterkopf zu haben, na hoffentlich passiert endlich etwas.

Am liebsten hätte ich meine Charaktere angeschrien "Bewegt euch endlich! Macht was!" Ich kam mir in etwa so vor, wie ein ungehaltener Zoobesucher, der sich darüber ärgert, dass die heißersehnten Tiere nichts "spannendes" machen. Man betrachtet die Charaktere im Alltag, wie sie alltägliches tun und sich nicht in ein einziges Abenteuer wagen. Da hilft mir auch die wunderbare Atmosphäre und Herr Martins toller Schreibstil nichts. So bildhaft ich mir die einzelnen Audienzen vorstellen konnte, es lässt sich einfach nicht genießen, wenn einem dabei fast die Augen zufallen vor Langeweile. Noch nie habe ich erlebt, wie man so viele Seiten ohne jeglichen Fortschritt füllen kann.
Es wird sicher Leser geben, die zufrieden sind, wenn auf dem Cover George R. R. Martin steht und sich nicht an der Stagnation stören. Von der Tendenz her, macht es auch wieder mehr Spaß als Band 7+8, weil es wieder um die anderen Charaktere geht. Doch das war es auch schon, worüber ich wirklich Positives berichten kann. Meine Hochachtung vor George R. R. Martin und seiner Welt in allen Ehren, aber mir ist das nicht genug.

Fazit
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Wie soll ich nun diesen Band bewerten? Einerseits habe ich meine Charaktere wieder, doch sie drehen sich weiterhin nur im Kreis. Sicherlich ist es nur ein "halbes Buch", doch wenn ich überlege, wie wunderbar spannend und ereignisreich die ersten "halben Bücher" waren. Deshalb muss sich "Der Sohn des Greifen" an seinen Vorgängern messen und da sieht es leider nicht so rosig aus. Insgesamt kann ich im Moment leider nur sagen, für Fans sicherlich unverzichtbar, ansonsten bleibt abzuwarten was aus der Reihe wird.

2,5 von 5

Nachtwort zur "neuen" Übersetzung (Nicht Teil der Bewertung)
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Bewusst bin ich innerhalb der Rezension nicht auf die Übersetzung eingegangen, weil sie nur indirekt mit dem Buch zu tun hat. Die Übersetzung ändert am Inhalt nichts, aber sie hat Einfluss darauf wie der Leser das Buch wahrnimmt. Zuvor habe ich Band 1-8 in der "alten" Übersetzung gelesen. Sehr viele Wörter wurden im Englischen belassen, vor allem Namen und Orte. Man gewöhnt sich an diese Namen und auf Grund des an den englischen Rosenkriegen orientierten Settings, hat es gut gepasst.

Es gibt Leser, die stören sich daran, in einem deutschen Text ständig über englische Begriffe und Namen zu stolpern. Nun wurde dieser Umstand berücksichtigt, es findet sich nahezu kein englisches Wort mehr im Buch. Im Anhang gibt es eine 15-seitige Übersicht in der Vokabelartig erklärt wird, wie welcher Begriff/Name neu übersetzt wurde. Manches ist nachvollziehbar, einiges nicht und als Kenner der alten Übersetzung unterbricht es den Lesefluss rapide. Ich finde es nach wie vor ein Unding, mitten in einer Reihe die Übersetzung zu ändern. Die derzeitige Amazonwertung zeigt auch vor allem die Unzufriedenheit der Leser auf.

Meine Wertung allerdings, hat nichts mit der Übersetzung zu tun. Ich nehme sie so hin und werde mir wohl gründlich überlegen, ob ich die Reihe nicht doch in der Originalsprache fortsetze...