Rezension

Im Reich der totalen Kokosnuss

Imperium - Christian Kracht

Imperium
von Christian Kracht

Bewertet mit 4 Sternen

Christian Kracht entführt den Leser in „Imperium“ auf eine Südseeinsel in Papua-Neuguinea, damals deutsche Kolonie. Eigentlich aber ist August Engelhardt der Entführer, denn er ist es, der sich und andere in das vermeintliche Südseeparadies entführt, um dort das „richtige Leben“ zu führen. Der bekennende Nudist Engelhardt hat hierzu als Frucht Gottes die Kokosnuss erkannt und befindet, dass einzig ein strikt „kokovores Leben“ gottgefällig sein kann. Die überspannte Ideologie des Aussteigers führt ihn und andere ins Verderben, dafür hätte es gar nicht des Endes der kolonialen Träume des Deutschen Reichs bedurft.

„Imperium“ bezieht sich in seinem Titel wahrscheinlich auf die Errichtung des „Reichs der totalen Kokosnuss“ und führt ironisch und in heiterem Ton die Absurditäten totalitären Denkens vor, besonders deutlich im Kontrast zu einem sonnenanbetenden Guru auf einer anderen Pazifikinsel, dessen Bigotterie ausschließlich für Wirklichkeitsverweigerer wie Engelhardt abschreckend sein kann.

Der Roman quillt gerade anfangs über vor Bezügen zur Zeit, Zeitgenossen und zitierfähigen geistigen Strömungen, die ich nicht alle erkannt habe, weshalb ich es okay finde, wenn man nicht alle erkennt … Womöglich ist es sowieso besser, diesen kurzen Roman nicht mit allzuviel Symbolik zu überfrachten.

Ich empfehle, „Imperium“ als Abenteuerroman zu lesen – dann bringt er Lesespaß.