Rezension

Im Reich des Geldes

Das Glashotel -

Das Glashotel
von Emily St. John Mandel

Bewertet mit 4 Sternen

Das Glashotel ist ein Hotel in der Wildnis Kanadas. Hier kommen die Reichen hin, um dem Alltag zu entfliehen und sich der Illusion hinzugeben können, dass sie von der Welt abgeschieden sind. In diesem Hotel arbeitet auch Vincent, die Protagonistin des Romans, als Barkellnerin. Als sie eines Abends den Besitzer und Investmentbanker Jonathan Alkaitis bedient, nimmt ihr Leben eine Wende. Sie geht eine Beziehung mit Alkaitis ein, wird zu seiner “Vorzeigefrau” und betritt so eine Welt, die von Geld, Gier, Luxus und Langeweile geprägt ist. 

Der Roman folgt neben Vincent und Alkaitis noch zahlreichen weiteren Charakteren. Da ist zum Beispiel Paul, Vincents Bruder, der Musiker werden möchte oder der Besitzer einer Reederei, der sein Vermögen bei Alkaitis angelegt hat. Sie alle sind miteinander verknüpft und bilden ein dichtes Netzwerk, das dem Roman seine Struktur verleiht. 

“Das Glashotel” ist eine Analyse unserer Zeit und dringt in die Psyche der westlichen Gesellschaften und seiner Menschen ein. Der Roman geht der Frage nach, wie unterschiedliche Lebensgestaltungen im 21. Jahrhundert aussehen und auf welchen Wünschen und Idealen sie beruhen. Die Figuren wirken verloren, scheitern daran, ihren Platz in der Welt zu finden und bauen sich stattdessen mühselig schillernde und künstliche Fassaden auf, hinter denen sie sich verstecken können. Vincent steht stellvertretend dafür. Ihre Ehe beruht nicht auf Liebe oder Anziehung. Sie garantiert ihr lediglich ein Leben ohne finanzielle Probleme. 

Der Glaube an Geld ist allgegenwärtig. Der Roman stellt dar, wozu Menschen in der Lage sind, wenn es um die Anhäufung von Reichtum und um Profit geht. Er zeigt, wie schnell sie dazu bereit sind, jegliche Moral und Werte hinter sich zu lassen. Und gleichzeitig lässt das Geld die Menschen im Roman ebenso schnell aufsteigen, wie es sie durch seinen Verlust wieder fallen lässt. 

Obwohl der Roman durch seine Themen zu überzeugen vermag, wirkt er zuweilen nüchtern und schreibt dem Leser die Rolle eines unbeteiligten Zuschauers zu. Dazu tragen sicherlich auch die Sprünge zwischen Zeiten und Charakteren bei. Zusammenfassend lässt sich daher behaupten, dass der Roman zwar Schwachstellen hat und nicht während der gesamten Lektüre zu überzeugen vermag, insgesamt jedoch trotzdem lesenswert ist.