Rezension

Im Tal des Fuchses

Im Tal des Fuchses - Charlotte Link

Im Tal des Fuchses
von Charlotte Link

Bewertet mit 5 Sternen

nhalt: Während Mathew Willard mit seinem Hund eine kleine Runde im Wald dreht, wartet seine Frau Vanessa (un)geduldig auf dem Parkplatz auf ihn – nach dem soeben geführten Streit im Auto genießt sie die Zeit ohne ihn, kommt zum Nachdenken, will sich beruhigen. Was dann geschieht, ist einfach unfassbar: ein Auto taucht auf, ein Mann überwältigt und entführt sie, versteckt sie an einem geheimen Ort in einer Holzkiste, wo sie auf seine Rückkehr warten soll. Doch der Plan des Entführers geht nicht auf: er wird von der Polizei wegen einer Schlägerei verhaftet und verurteilt - während die geringen Lebensmittelvorräte von Vanessa zur Neige gehen… Mehr kann ich an dieser Stelle leider nicht über den Inhalt verraten, ohne zu spoilern, doch

meine Meinung über diesen neuen Krimi von Charlotte Link ist überaus positiv: Charlotte Link hat es wieder einmal verstanden, den Leser bis zur letzten Seite zu fesseln. Die Spannung, die gleich zu Beginn der Geschichte aufgebaut wird, bleibt durchweg erhalten, da im Hinterkopf immer die alles entscheidende Frage bestehen bleibt: was ist mit Vanessa geschehen??? Dabei bietet die Autorin geschickt verschiedene Möglichkeiten an, legt falsche Fährten, lockt, verwirrt Täter, Opfer und Leser gleichermaßen und lässt keinen Zweifel daran, dass die Autorin stets alleinige Herrin über das Geschehen in diesem Roman bleibt ;-). So liest sich ein guter Krimi !
Auch die Charaktere überzeugen durch absolute Authentizität – sie wirken „echt“, ihre Gefühle sind nachvollziehbar und Charlotte Link ist es gelungen, die verschiedenen Persönlichkeiten vielseitig darzustellen, sie wirken nur selten klischeehaft, sondern überraschen immer wieder durch ihre Wandlungsfähigkeit. Auch psychologisch trifft die Autorin genau den Nerv der Leser: sie spielt meisterhaft mit Gefühlen wie Gewissen, Hass und Liebe und sorgt dafür, dass man nicht nur das Leiden des im ungewissen gelassenen Ehemannes nachvollziehen kann, sondern ebenso die Gefühle, Zweifel und Ambitionen der Personen, die mit Täter und Opfer in enger Beziehung stehen. Ja, ich als Leser neigte sogar dazu, ein gewisses „Verständnis“ für die Motive des Täter aufzubauen, ohne dabei jedoch die Tat also solche oder gar jegliche Feigheit zu verharmlosen oder gar gutzuheißen.

„Im Tal des Fuchses“ kommt erfreulicherweise ohne sogenannte Blutorgien aus, wie sie sich z.Zt. in vielen Krimis und Thrillern finden. Charlotte Link zeigt, dass ein guter Krimi seine Leser auch ohne blutige Details zu faszinieren vermag. Raffinesse und Andeutungen reichen aus, um dafür zu sorgen, dass man das Buch nur ungern aus der Hand legt - ein wahrer Pageturner !

Doch trotz aller psychologischer Feinfühligkeit und Ausgefeiltheit behält der Leser am Ende einige lose Fäden in der Hand, die er nirgendwo anzuknüpfen weiß. Sie wurden von der Autorin kommentarlos beiseitegelegt bzw. abgeschnitten - hier hätte ich mir zumindest einen klitzekleinen Lösungsansatz gewünscht, um diese Fäden mit meiner eigenen Fantasie nach Belieben sinnvoll zu Ende führen zu können. Dennoch schmälert dies meinen Gesamteindruck kaum, zurück bleibt der Eindruck, einen äußerst spannenden und vielseitigen Krimi gelesen zu haben, der mich absolut gefesselt hat !
Ich vergebe gerne 4,5 von 5 Sternen.

Fazit:
Ein spannender, sehr gut konstruierter (Kriminal)-Roman, der nicht nur durch eine fesselnde Handlung überzeugt, sondern ebenso durch facettenreiche und wandlungsfähige Figuren, gepaart mit feinfühligen, psychologischen Einsichten.  LESEN !