Rezension

Im Wesentlichen subjektive Annäherung an einen berühmten Großvater

Stauffenberg - mein Großvater war kein Attentäter - Sophie von Bechtolsheim

Stauffenberg - mein Großvater war kein Attentäter
von Sophie von Bechtolsheim

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschehnisse des 20. Juli 1944 jährten sich vor kurzem zum 75. mal, und werden wohl noch lange nicht vergessen sein. Der Akt des Widerstandes, der gescheiterte Versuch eines Tyrannenmordes, vor allem aber auch Claus von Stauffenberg, gingen in die Geschichte ein. Hat im Falle Nina von Stauffenbergs die jüngste Tochter ein Buch über die Ehefrau des Widerständlers geschrieben, ist es hier eine Enkelin, Tochter des jüngsten Sohnes des Ehepaares, die über ihren Großvater referiert.

Der Titel ist in meinem Augen nicht gut gewählt. Der Duden definiert den Begriff Attentat folgendermaßen: „Politisch oder ideologisch motivierter (Mord)anschlag auf eine im öffentlichen Leben stehende Persönlichkeit“. Ein Attentat war es also schon, das Claus von Stauffenberg damals verüben wollte. Erst am Ende des Buches wird klar, Sophie von Bechtolsheim möchte ihren Großvater nicht auf diesen Begriff reduziert wissen, war er doch viel mehr, wie sie versucht zu zeigen.

Da ich erst vor kurzem Konstanze von Schulthess`Buch über ihre Mutter Nina gelesen hatte, las ich hier zunächst nicht viel Neues und ich hatte schon die Befürchtung, dass ich Claus von Stauffenberg hier nicht näher kommen würde. Erst die letzten ca. 20 % des E-Books änderten das, und machten das Buch für mich lesenswert.

Ähnlich wie bei ihrer Tante ist auch hier die Annäherung an den „Protagonisten“ vor allem subjektiv geprägt, sie beruft sich aber auch auf Zeitgenossen und Weggefährten ihres Großvaters. Dokumente gibt es naturgemäß wenige, vorhandene sind auf Grund der damaligen Situation mit Vorsicht zu genießen. Die Autorin möchte mit ihrer Darstellung auch verhindern, dass der Widerstandskämpfer instrumentalisiert wird. Sie stellt aber auch die Frage, wann Widerstand gut ist, und wann schlecht. Angeregt hat sie dazu die Terrorakte der RAF.

Ob der Autorin gelungen ist, dem Leser ihren Großvater nahe bzw. näher zu bringen, muss jeder selbst entscheiden. Hätte ich das Buch über Nina von Stauffenberg nicht erst kurz vorher gelesen, hätte ich wahrscheinlich mehr für mich entnehmen können, so ist es dem Buch erst gegen Ende gelungen, mich für sich einzunehmen. Dennoch kann ich es empfehlen, vor allem, wenn man eine erste Annäherung an Claus von Stauffenberg und seine Familie beabsichtigt. Die Erinnerung an die Widerständler und die Auseinandersetzung mit der Thematik ist auch heute noch wichtig.