Rezension

Im Zauber der Literatur Abenteuerliches erleben

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek - David Whitehouse

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek
von David Whitehouse

Bewertet mit 5 Sternen

"Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek" besticht durch eine Story, die ganz anders war, als ich sie nach der Leseprobe! erwartet hätte. Das Buch beginnt sozusagen mit dem Ende der Reise und schon alleine dadurch baut sich echte Spannung auf. Mir hat diese literarische Reise sehr gefallen, da ich mich in Narnia, Tom Sawyer und der kleine Prinz neu widmen durfte, auch wenn die Einblicke kurz, aber dennoch intensiv waren. Bobby, Val und Rosa durchbrechen mit ihrer Flucht Grenzen und es dauerte lange bis ich dahinter kam, warum Val diesen Weg wählt. Es ist äußerst schmerzhaft je mehr wir die Menschen im Buch kennen lernen. Wir leiden mit und lernen sie zu lieben. Mir sind selten Protagonisten begegnet, die mich komplett überzeugen konnten, da sie liebenswert, offenherzig und authentisch sind. Jeder bringt sein Päckchen mit und hält es bereit, damit wir es nach und nach öffnen können. Der Autor hat es geschafft ein Abenteuer zu erschaffen, welches am Ende die Story aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen lässt. Er fügt Dinge hinzu, die mich wütend machen auf Eltern, die ihre Kinder nicht beachten und wenn sie es doch tun, äußerlich und innerlich schädigen. Val tut zum Schutz von Bobby unüberlegtes, was sich dann letztendlich verselbstständig, aber sie schafft durch die Reise im Bücherbus Zeit für Bobby um zu heilen.

"Und dann waren sie fort, in ihrer riesigen, rasenden Bibliothek, fuhren in Richtung eines Ziels, das sie nicht kannten und bis jetzt auch nicht gewagt hatten sich überhaupt vorzustellen. Es fühlte sich an, als würde man ein Buch aufschlagen, von dem man nicht das geringste wusste."
Zitat S. 130

"Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek" ist nicht nur ein literarischer Schatz, sondern auch eine Offenbarung darüber, wie wichtig Liebe ist, damit wir Halt im Leben finden. Liebe zu einem unbekannten Kind, Liebe zu Außenseitern und Liebe zu einem Kind mit einer Behinderung. Val ist eine wunderbare Frau mit einem offenen und großen Herzen. Für mich war sie letztendlich diejenige, die das Lenkrad in die richtige Richtung steuern konnte, da sie wirkt, als ob sie immer das Gute im Menschen sehen kann, auch wenn es nicht deutlich hervortritt und erst nach und nach zum Vorschein kommt. Durch ihren Mut Bobby zu beschützen, gibt sie ihm vieles zurück, was er schmerzlich vermisst hat und es dient ihm letztendlich auch dazu, endlich los zu lassen und sich neu zu formen.

"Für jedes Problem, dem sie in Zukunft gegenüberstanden, war in zahllosen Kapiteln längst eine Lösung gefunden worden. Liebe, Verlust, Leben, Tod, all jene gewaltigen Schicksalsstürme, die über einen Menschen hereinbrechen, waren auf der Seite der Bücher so oft  überwunden worden, dass man sich ihnen niemals wieder gegenüberstellen musste."
Zitat S. 301

Ein wirkliches Happy End bietet der Roman nicht, aber er überlässt uns als Leser die Möglichkeit die Story weiterzuspinnen, denn letztendlich ist alles möglich, auch wenn kein wirkliches Ende geschrieben wurde. Mir hat die warmherzige Sprache und die Liebe im Buch sehr gefallen, auch wenn es eben auch Begebenheiten gab, die ich äußerst schmerzhaft empfand, da sie eine sehr deutliche Sprache sprachen. Der Anfang zeigt uns Bobby in seinem täglichen Überlebungskampf und nachdem selbst sein bester Freund nicht mehr zu seinem Schutz verfügbar ist, tritt Rosa in sein Leben und ab da wird aus einer sehr traurigen, mutlosen Geschichte eines Jungen, eine Geschichte die absolut liebenswert ist.

Von mir eine Leseempfehlung für ein wirklich außergewöhnliches Buch. Es erzählt von Trauer, Schmerz, Mutlosigkeit, erdrückender Kindheit, aber bietet eben auch ganz viel Raum für Veränderungen im Leben aller beteiligten Personen. Eine Story, die es in sich hat und auch viel Raum für Spekulationen lässt.Ein weiteres Highlight in meinem Lesejahr 2015!