Rezension

Im Zwiespalt

Meine Reise in die Welt der Gewürze - Alfons Schuhbeck

Meine Reise in die Welt der Gewürze
von Alfons Schuhbeck

Bewertet mit 2.5 Sternen

Alfons Schuhbeck neues Buch "Meine Reise in die Welt der Gewürze" steht jetzt seit ein paar Wochen bei mir zu Hause, aber auch wenn ich bereits drei Rezepte daraus erprobt habe und diese durchaus gut gelangen, werde ich mit dem Gesamtwerk nicht richtig warm.

Der erste Teil des Buches befasst sich mit der "Geschichte der Gewürze", wobei jedes Kapitel von einem Reisebericht aus einer Stadt im nahöstlichen-arabischen Raum (Damaskus, Marrakesch, Beirut, Istanbul und Jerusalem) und einer Exkursion aus dem Bereich "Gesundheit und Gewürze" ergänzt wird. Der Schwerpunkt liegt in diesem Teil des Buches auf der Kultur der Gewürze und der Küche dieser Regionen und ist meistens auch ganz interessant, wobei ich die Kapitel "Gesundheit und Gewürze" eher als langatmig empfunden habe.

Allerdings kann ich persönlich die Ausführungen von Schuhbeck zur Heilwirkung von Gewürzen nicht unkritisch hinnehmen. Damit meine ich weniger die historischen Anwendungen als vielmehr die direkten Heilwirkungen, mit denen Schuhbeck zum Beispiel auch im Kapitel "Traditionelle und neue Gewürzmischungen", welches den Übergang zwischen Reisebericht/Kulturteil des Buches und dem folgenden Rezeptteil darstellt, nicht spart. Leider lässt Schuhbeck nämlich nicht durchblicken aus welchen "Studien" er diese Erkenntnisse bezieht (auch das eher historisch-kulturell ausgelegte Literaturverzeichnis hilft da nicht)und ob er zum Beispiel den Zusammenhang zwischen Dosis und Wirkung und auch eventuell den Anteil eines auf seine biologische Aktivität getesteten Stoffes in einer Gewürzpflanze berücksichtig.

Gerade das Kapitel "Traditionelle und neue Gewürzmischungen" empfinde ich aber nicht nur aufgrund der ständig runtergebeteten Heilwirkungen als das problematischste Kapitel in diesem Buch. Schuhbeck stellt hier nämlich seine Gewürzmischungen vor, nennt die Inhaltsstoffe, verschweigt aber die Zusammensetzung. Als Leser und Anwender habe ich also ein Rezept ohne Anleitung und Mengenangaben in der Hand und das enttäuscht mich. Selbstverständlich, könnte man nun einwenden, könnte ich selbst nach Gutdünken eine Gewürzmischung zusammenstellen, aber das ist natürlich ein halbherziger Einwand: Wozu habe ich ein Kochbuch, wenn ich nicht beurteilen kann, ob die Gewürzmischung so zusammengestellt ist, wie es sich der Autor bei der Entwicklung seiner Rezepte vorgestellt hat?

Die genaue Zusammensetzung (oder auch nur eine ähnliche) hinzubekommen, ist bei um die zehn Zutaten ein Glückstreffer und viel unwahrscheinlicher, als dass man einen gänzlich anderen Geschmacksschwerpunkt erreicht. Lese ich dann noch in einem der kleinen Anmerkungskästchen, die sich auf jeder Seite dieses Kapitels finden, soetwas wie, dass man "durch ein entsprechendes Mischungsverhältnis [die Wirkung] noch besser zur Geltung kommen lassen kann", kann ich nicht anders als mich verschaukelt zu fühlen, vor allem, da die Gewürzmischungen in einem großen Teil der nachfolgenden Rezepte verarbeitet werden sollen. Selbstverständlich findet sich in diesem Buch auch noch eine kleine Information zu Bestellung dieser Mischungen in Fertigform, aber das entspricht nun wirklich nicht meiner Vorstellung von einem Kochbuch mit dem Schwerpunkt Gewürze.

Das folgende Kapitel "Rezeptklassiker des Orients" und auch das kurze "Kleine Aromaküche des Orients" sind durch die schön bebilderte Step-by-Step-Anleitung dann aber wieder ganz gelungen, ebenso wie der folgende, sehr umfangreiche Rezeptteil, der sowohl einige alltagstaugliche als auch anspruchsvolle, zutatenintensive und zeitaufwendige Rezepte enthält und durch sehr schöne, ganzseitige Hochglanzfotos unterstützt wird. Ein kleiner Wermutstropfen für mich und alle anderen, die in Kochbüchern auf der Suche nach schönen Ideen besonders gerne Bilder anschauen, ist aber, dass fast nur jedes dritte Rezept durch ein Bild ergänzt wird. Auf fast jede Rezpt-Bild-Doppelseite folgt nämlich eine mit zwei unbebilderten Rezepten.

Fazit: Irgendwie bin ich bei diesem Buch im Zwiespalt. Die Rezepte sind schön, könnten für meinen Geschmack aber mehr Fotographien haben. Den einleitenden Kultur-, Geschichte- und Reiseteil fand ich teilweise interessant und die Gewürzmischungen waren die reinste Enttäuschung, wenn man denn dieses Buch nicht nur als Werbung für Schuhbecks Fertigmischugen verstehen will.

Im Gesamtpaket daher für mich nur Mittelmaß. Es gibt übrigens auch Ausgaben, in denen Schuhbeck auf dem Cover nicht im Kochjäckchen, sondern im schwarzen Anzug zu sehen ist. Der spiegelt das Buch deutlich besser wieder. Mehr Geschäftsmann als Koch, mehr Verkaufsbuch als Kochbuch.