Rezension

Imis Reisen durch das All

Die Sternenvogelreisen - Lenny Löwenstern

Die Sternenvogelreisen
von Lenny Löwenstern

Bewertet mit 4 Sternen

„...Imi war ein leichtgewichtiges dürres Bürschchen, dessen spärliches Federkleid unter einem hellgelben Overall Unterschlupf gefunden hatte. Er konnte einen kernigen Schnabel aufbieten und blickte aus runden schwarzen Augen in eine Welt, die ihn staunen machte...“

 

Wir befinden uns weit in der Zukunft. Reisen zwischen den Planeten gehören zum Alltag. Die Vielfalt der Lebewesen im All hat es gelernt, miteinander zu leben. Einer von ihnen ist Imi, der im Eingangszitat vorgestellt wird. Er arbeitet als Raumschiffhüllenreiniger und nimmt seinen Job ernst. Doch als Jüngster des Teams wird er freigestellt, als das Geld knapp wird. Das zeigt, dass die Wirtschaft in fernen Zeiten nicht viel anders funktioniert wie heute.

Der Autor hat einen phantasievollen SF-Roman geschrieben. Die Geschichte ist humorvoll, abwechslungsreich und spannend.

Ich darf mit Imi durch ferne Welten reisen und ihn bei seinen unterschiedlichen Jobs begleiten.

Der Schriftstil ist dem Genre angepasst. Das bedeutet, dass es völlig neue Wortschöpfungen gibt. Im täglichen Allerlei allerdings gibt es sehr viel Vertrautes, wenn man gekonnt zwischen den Zeilen liest. So wird die Reaktion der Bevölkerung eines Wohlstandsplaneten wie folgt beschrieben:

 

„...Der Zirkus war nicht die erste und nicht die letzte Attraktion auf Mindrosch gewesen. Hier waren Sensationen fast Gewöhnlichkeiten. Was nicht gefiel und wessen man überdrüssig wurde, das wurde mit einem Tritt fortgeschickt...“

 

Imi ist ein sehr anpassungsfähiges Wesen. Er versucht, aus jeder Situation das Beste zu machen, ist lernfähig und zeigt Empathie gegenüber anderen. Er ist mir sympathisch. Deshalb habe ich von Etappe zu Etappe seiner Reise gehofft, dass er Glück haben würde im neuen Lebensabschnitt. Aber wie es so ist, kommen nach guten Tagen meist weniger gute. Bei Imi klingt das so:

 

„...Das Leben ist so zerbrechlich […] Heute bist du der gefeierte Star in einer glanzvollen Aufführung, am nächsten Tag ein Flüchtling, dem noch der letzte Tritt im Hintern steckt...“

 

Zu den stilistischen Höhepunkten gehören für mich die fast philosophischen Gespräche zwischen der Artistin Irika und Imi.

Sehr spannend finde ich die Geldwirtschaft, die zentral gesteuert wird. Jeder wird mit Schulden geboren, die er im Laufe seines Lebens abzuarbeiten hat. Dafür gibt es ein ausgeklügeltes Überwachungssystem.

Geschickte Händler, die unbedarften Kunden unbrauchbare Dinge verkaufen, Besitzer von riesigen Feldern, die ihre Arbeiter in baufälligen Baracken leben lassen, oder eine Ärztecrew, die vom Organhandel lebt, hatte ich in der Zukunft nicht mehr erwartet. So kann man sich irren!

Das Buch hat mir sehr gut gefallen, auch wenn die eine oder andere Stelle etwas lang ausgeschmückt war. Das hatte allerdings den Vorteil, dass ich die Wesen der Zukunft ziemlich deutlich vor Augen hatte.

Ich möchte mit einem Zitat schließen, das durchaus in die Gegenwart passt.

 

„...In der Zeit schrankenloser Wirtschaft ist Moral eine Frage der Boni..."