Rezension

Immer noch klasse!

Shining
von Stephen King

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Er sah es ein. Er hatte sie zu nachsichtig behandelt. Ehegatten und Väter hatten tatsächlich eine gewisse Verantwortung. Das konnten die beiden natürlich nicht verstehen. An sich war das kein Verbrechen, aber sie wollten nicht verstehen. Normalerweise war er ja alles andere als brutal. Aber Strafe musste sein. Und wenn sein Sohn und seine Frau sich absichtlich gegen ihn stellten, gegen das, was nach seiner Meinung für sie am besten war, hatte er dann nicht eine gewisse Pflicht?“

Schauplatz der Handlung: Ein Hotel in den Bergen von Colorado. Im Sommer ist es stets gut besucht, aber sobald im September die Saison vorbei ist, steht es bis zur nächsten leer. Denn die Winter sind hart dort und wenn erst mal Schnee gefallen ist, ist keine Zu- oder Abfahrt mehr möglich. Um das leere Gebäude gut über den Winter zu bringen, hat die Leitung einen Hausmeister verpflichtet, der dort mit Frau und kleinem Sohn einzieht und schon bald völlig von der Außenwelt abgeschnitten ist. Keine einfache Situation, zumal in diesem Hotel schon öfter schlimme Dinge passiert sind. So hat beispielsweise der vorherige Hausmeister zunächst seine Frau, seine beiden kleinen Töchter und anschließend sich selbst getötet. Leider benötigt der neue Hausmeister – Jack Torrance – den Job ganz dringend, sieht ihn sogar als gute Chance an, sein Leben wieder in die richtigen Bahnen zu bringen. Sein kleiner Sohn Danny ahnt jedoch, dass dies nicht klappen wird. Denn er hat das „Shining“: Er weiß, was seine Mitmenschen denken und er kann Dinge sehen, die geschehen werden. Er fällt dann in eine Art Trance, träumt von diesen Dingen. In letzter Zeit sind diese Träume Albträume – und der Hauptdarsteller darin sein Vater…

Wow, ich habe dieses Buch schon einige Male gelesen. Auch liegen Jahrzehnte zwischen dem „ersten Mal“ und heute, aber es ist immer noch klasse!

Stephen King baut ein unheimliches Szenario um diese drei isolierten Menschen herum auf, dass einen schaudern lässt. Gekonnt spielt er mit menschlichen Ängsten, wenn Jack, Wendy oder Danny Dinge sehen oder glauben zu sehen, die sie an ihrem Verstand zweifeln lassen. Was ist Wahn? Was ist Wirklichkeit? Und wie verändern sich Menschen in solchen Krisensituationen?

Jack ist im Grunde gar nicht unsympathisch. Er ist trockener Alkoholiker und kämpft stets gegen die in ihm schlummernde Aggressivität. Diese – wenn sie schon mal ausbricht – und sein früheres Trinken haben ihm bisher im Leben vieles verdorben. Wir erfahren, dass er selbst als Kind einen trinkenden und prügelnden Vater hatte – kein Wunder eigentlich, dass er selbst sich so entwickelte.

Und Danny? Ein süßer kleiner Junge, der von Ängsten zerfressen wird. Weil er genau weiß, was in Daddy so alles vor sich geht und wie oft seine Mutter an Scheidung denkt. Er leidet darunter und unter seinen Träumen, aber natürlich glaubt ihm keiner. Und auch das weckt in dem Kleinen Ängste...

„Er bemühte sich angestrengt, ruhig zu sprechen, denn wenn er ruhig blieb, würden sie ihm vielleicht glauben. Mr. Stenger war nicht ruhig geblieben. Er hatte angefangen zu weinen und konnte nicht mehr aufhören, so dass DIE MÄNNER MIT DEN WEISSEN KITTELN gekommen waren, um ihn abzuholen, denn wenn man nicht aufhören konnte zu weinen, bedeutete das, dass man NICHT ALLE TASSEN IM SCHRANK hatte, und wann würde man je zurückkommen? NIEMAND WEISS ES.“

Natürlich gibt es auch die King-typischen Horrorelemente und für mich hat Jack Torrance immer das Gesicht von Jack Nicholson. Das Buch funktioniert aber auf eine ganz andere Weise als der Film, kann ja auch viel mehr in die Tiefe gehen. Für mich immer noch eine ganz klare Leseempfehlung!

Die Rezi zu „Doctor Sleep“ folgt übrigens gleich im Anschluss ;-)

P.S. Das "Overlook"-Hotel gibt es wirklich und wer mag, kann es mal googeln und dann die Geschichte des Hotels mit der im Buch beschriebenen abgleichen. ;-)