Rezension

In den Fängen der Geheimdienste

Die stille Tochter - Gard Sveen

Die stille Tochter
von Gard Sveen

Bewertet mit 4 Sternen

Gard Sveens “Die stille Tochter“ ist der vierte Band einer Reihe. Es handelt sich um eine Geschichte, die auf zwei Zeitebenen erzählt wird: 70er – 80er Jahre und 2016. 1973 setzt sich die 17jährige DDR-Schwimmerin Christel Heinze bei einem Schwimmwettkampf in Oslo von ihrer Mannschaft ab und lebt später dauerhaft in Norwegen. 1982 verschwindet sie spurlos. Sie war inzwischen vom KGB zur Spionage gezwungen worden – mit der vagen Aussicht, Kontakt zu ihrer Familie halten und ihre schwer krebskranke Schwester Magda besuchen zu können. Ihr bester Freund in diesen Jahren ist Arvid Storholt, ein Doppelagent, der sich zunächst aus Überzeugung dem KGB anbietet, als er sich offenbart, jedoch gedrängt wird, für den norwegischen Geheimdienst zu arbeiten. Nach seiner Enttarnung wird er nach acht Jahren Gefängnis begnadigt und 2016 in seinem Haus ermordet. Etwa zur gleichen Zeit wird auch die Leiche einer Unbekannten in einem See gefunden. Ist es die seit 34 Jahren vermisste Christel Heinze? Der Polizist Tommy Bergmann wird vom Geheimdienst mit den Ermittlungen beauftragt, spürt aber sofort, dass seine Vorgesetzten Wissen zurückhalten und ihn eigentlich nur benutzen, um endlich herauszufinden, wer der Bär ist, ein legendärer Spion, dessen Identität nie bekannt geworden ist. Auf diese Person spielt im übrigen auch der norwegische Originaltitel an, und so nennt sich Christels ansonsten namenloser Liebhaber. Der deutsche Titel "Die stille Tochter" erschließt sich mir dagegen nicht.

Tommy wird bei seinen Ermittlungen behindert und ausgebremst, wenn er zu sehr an der Wahrheit interessiert ist. Man macht ihm von höchster Stelle deutlich, dass seine Ermittlungsergebnisse dem norwegischen Volk nicht schaden dürfen.

Die Geschichte ist nicht nur wegen des ständigen Wechsels der Zeitebene einigermaßen schwierig zu lesen, sondern auch deshalb, weil die Identität der Personen teilweise nicht klar ist genauso wenig, auf wessen Seite sie stehen. Es gibt Verrat und Intrigen auf allen Seiten. Wer in die Fänge der Geheimdienste gerät, lebt gefährlich.

Ein skandinavischer Spionagekrimi ist ein ungewöhnliches Genre, ein Ermittler mit beschädigter Persönlichkeit ist es weniger. Die Charakterisierung der Figuren, vor allem von Tommy Bergmann, ist gut gelungen. Der Roman ist spannend und liest sich gut, vor allem, weil der Autor auf die Darstellung von exzessiver Gewalt verzichtet. Ein empfehlenswerter Roman.