Rezension

In den Fängen der Stasi

Verraten -

Verraten
von Grit Poppe

Bewertet mit 5 Sternen

Die Jugend in der DDR und wie die Stasi an sie herantrat. Bewegend, grau, erschütternd und wichtig. Nicht nur für Jugendliche ein Must Read!

DDR im Jahr 1986. Nach dem Tod seiner Mutter kommt Sebastian in ein Heim. Seine Oma kann und darf er nicht mehr pflegen, sie kommt in ein Altersheim, sein Vater kennt Sebastian nicht. Doch das Heim gleicht einem Gefängnis. Durch das beherzte Eingreifen eines Erziehers kann Sebastian bei seinem Vater wohnen…doch ehe er es sich versieht hat er die Stasi am Hals und auch Katja, die mit ihm aus dem Heim geflohen ist, wird gesucht…

„Nicht mit Fäusten, sondern mit…Demütigungen….Gemeinheiten…dieser ganzen unglaublichen Boshaftigkeit….Alles fein säuberlich protokolliert, bestimmt für eine Akte, womöglich für einen Richter, einen Staatsanwalt…“ (Seite 261)

Als die Mauer fiel war ich noch keine 10 Jahre alt und konnte dieses „Highlight“ der deutschen Geschichte nicht ganz nachvollziehen. Heute interessiert es mich umso mehr und auch was es damals hiess in der DDR leben zu müssen.

Die Autorin Grit Poppe legt in ihrem Buch „Verraten“ den Augenmerk auf die Jugend in der DDR. Der Schreibstil ist packend, er reisst einen sofort mit und man möchte und kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Diese Angst, das Grau, den Hunger, dieses Ungewisse was als nächstes geschieht hat die Autorin sehr gut und nervenaufreibend beschrieben.

In ihrem Buch geht es um Sebastian und Katja. Beide sind in einem Heim was sich eher als tristes und schreckliches Gefängnis beschreiben lässt. Während Katja schon ein  „Profi“ ist wenn es um Heime, ausbrechen, verstecken geht, so wird Sebastian in eine „neue“ Welt hineingeworfen die ihn komplett durcheinanderbringt.

Beide Protagonisten haben mir sehr gut gefallen, gerade weil sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sebastian kennt durch seine Mutter und Oma ein wohlbehütetes Zuhause, keinen Hunger, konnte die Schule und Vereine besuchen, hat sich aus Politik und das ganze Geschehen nie viel gemacht. Und nun übernehmen Ämter und Erwachsene seine Obhut und bestimmen über ihn.

Katja kennt dagegen ein liebevolles Zuhause nicht. Sie ist schon früher oft abgehauen und hat Ärger mit ihrer Mutter die irgendwann Katja nicht mehr daheim haben wollte. Sie lässt sich ungern was sagen und möchte ein selbstbestimmtes Leben führen, am liebsten im Westen.

Dieses Buch zeigt sehr perfide auf wie die Stasi und der ganze DDR – Apparat gearbeitet haben. Und dass ein „Nein“ von keiner Stelle akzeptiert wurde. Wie schwer dieser Grad zwischen Freundschaft, Familie und Verrat werden konnte wird durch Sebastian sehr gekonnt gezeigt. Auch seine innere Zerrissenheit, die Angst, die Unsicherheit. Dass jeder in dem eigenen, nahen Umfeld ein Feind sein konnte der dich bespitzelt und aushorcht und Informationen an andere Einheiten abgibt.

Mehr möchte ich auch gar nicht erzählen oder Spoilern, aber es ist auf jeden Fall ein Leseerlebnis für Jung und Alt und über eine Zeit die nicht so glanzvoll war wie gerne dargestellt. Von daher spreche ich eine klare Leseempfehlung aus.