Rezension

In der Kürze liegt die Würze. Top!

Mamas Liebling - Jan Simoen

Mamas Liebling
von Jan Simoen

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt:

Auf dem Polizeirevier wartet der 16-jährige Nathan auf sein Verhör. Dabei entspricht der blond gelockte Junge aus bürgerlichen Verhältnissen so gar nicht dem Klischee des jugendlichen Straftäters. Doch während des Verhörs bröckelt die hübsche Fassade und eine hässliche Wahrheit kommt ans Licht: Nachdem ihn seine Freundin verlassen hat, hat Nathan sie in einen Hinterhalt gelockt, um sie zu bestrafen ... 
 

Meine Meinung:

Dieses Buch hat mich einen ganzen Nachmittag lang gefesselt und ich konnte das Buch wortwörtlich nicht aus der Hand legen. Die ganze Geschichte spielt sich - abgesehen von Rückblenden - einzig und allein auf dem Polizeirevier ab. Dadurch hatte ich das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein und mit Nathan zusammen in dem kleinen Zimmer zu sitzen. Das kommt nicht zuletzt daher, dass das Buch auch aus seiner Sicht geschrieben ist und er den Leser mehrmals quasi "anspricht", weißt du? (Genau so, als Beispiel ☺)
Nathan selbst ist ein 16-jähriger Junge mit unglaublich viel Aggressionspotenzial. Er versucht sich unter Kontrolle zu halten, doch das gelingt ihm nicht ganz, daher ist er als Protagonist vielleicht nicht für jeden zu hundert Prozent nachvollziehbar. Im Laufe des Buches wird jedoch deutlich, dass auch er Schwächen hat und nur ein Mensch ist.
Das Ende hatte ich fast ein wenig derber erwartet, war aber gleichzeitig auch erleichtert, weil mir Nathan letztendlich einfach nur noch Leid tat - obwohl er am Anfang eigentlich ziemlich unsympathisch daher kam. Seine Sprache ist jugendlich, er benutzt ständig Kraftausdrücke. Anders erwarte ich das bei einem Jugendbuch nicht, deswegen hat es mich nicht gestört. Aber trotzdem werden seine Gefühle - und vor allem seine vielen inneren Konflikte, denn er hat sehr mit sich selbst zu kämpfen - sehr gut beschrieben, was einen starken Kontrast herstellt.
Trotzdem muss ich sagen, dass mir ein wenig Handlung in dem Buch gefehlt hat. Dadurch, dass es im Prinzip ja nur einen Nachmittag beschreibt, passiert einfach nicht sonderlich viel. Gleichzeitig ist aber eben das auch ganz gut, da man so bei dem Verhör "live dabei sein" kann.
Zum Cover.. ach, was soll ich dazu noch sagen? Ich habe mir das Buch ja nur wegen des Covers ausgeliehen! Ich finde es passt wirklich sonderbar gut zu der Geschichte. Der Junge sieht so verletzlich aus und aufgewühlt, genau so habe ich mir Nathan beim Lesen auch vorgestellt.
 

Fazit:

Wer mal eine kurze Lektüre für einen Nachmittag haben möchte, der sollte dieses Buch auf jeden Fall lesen. Es sagt ziemlich viel über Verrat und Strafe und die Gewissensbisse die daraufhin folgen aus. Dieses Buch hat meiner Meinung nach definitiv zu wenig Aufmerksamkeit bekommen! Ich kann es nur empfehlen. Obwohl es so kurz ist, hat es mich nämlich sehr mitgerissen. In der Kürze liegt eben doch manchmal die Würze! Trotzdem war mir einiges am Ende nicht schlüssig, deswegen gibt es:

gute 3,75 von 5 Sternchen!