Rezension

In dieser Geschichte steckt mehr drin, als der klischeehafte Klappentext verrät

True - Wenn ich mich verliere - Erin McCarthy

True - Wenn ich mich verliere
von Erin McCarthy

Bewertet mit 4 Sternen

Das Cover ist typisch für das Genre. Ich kann nicht so was Überschwängliches sagen wie "Ich liebe es!", denn dafür ist es zu langweilig. Aber ich mag die beerenfarbenen Kreise und die Schriftart von "True".

Zuerst hielt ich den Titel für klischeehaft. Doch dann habe ich die tiefere Bedeutung von TRUE erfahren und war begeistert. Ich mag es, wenn Autoren Raffinesse beweisen.

Rory erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive. Das bringt sie dem Leser als Charakter natürlich näher und lässt sie nachvollziehbarer erscheinen. Ich fand es mal wieder schön, eine weibliche Perspektive lesen zu können, wodurch mir auch die Unterschiede zwischen einem männlichen und einem weiblichen Erzähler wieder bewusster geworden sind.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Ich würde sagen, dass die Autorin ihn an Rory angepasst hat, aber da ich sonst keine Werke von ihr kenne, kann ich das nur vermuten. Im Gegensatz zu anderen Romance-Geschichten schreibt Erin McCarthy nicht übertrieben romantisiert und überschwänglich. Das ist sehr angenehm zu lesen, besonders weil sie dennoch die Bildhaftigkeit und Tiefe der Geschichte darstellen kann, ohne zu absurden Metaphern greifen zu müssen.

Auch an der Handlung habe ich nicht viel auszusetzen. Obwohl der Klappentext ziemlich klischeehaft klingt, war das Buch nicht langweilig. Selbstverständlich hat die Spannung mich auch nicht umgebracht, aber da ich ohnehin ruhigere Liebesgeschichten bevorzuge, weil sie realistischer sind, störte es mich nicht. Man kriegt hier viel von Rorys Gedankenwelt mit, die mich ehrlich gesagt auch mehr interessiert als ein überdramatisierter Plot es je täte. Dennoch gibt es selbstverständlich auch dramatische Situationen, welche die Handlung in Schwung bringen.
Gestört hat mich nicht viel. Die Tatsache, dass Rorys erstes Mal so wichtig war und dann nur eine halbe Seite eingenommen hat, gehört leider dazu. Schließlich wurde die Handlung um dieses Ereignis herum aufgebaut. Ich wollte keinesfalls eine detaillierte Sexszene über zig Seiten! Aber so wirkte dieses Event nahezu unwichtig. Das passt natürlich dazu, dass das erste Mal in der Realität häufig auch nicht soo bemerkenswert ist, wie alle immer denken. Trotzdem hat mich diese Beiläufigkeit irritiert. Auch das kleine Drama kurz vor Ende der Geschichte wäre meiner Meinung nach nicht notwendig gewesen und diente eher dem künstlichen Spannungsaufbau.

Rory ist eine interessante Figur. Wann kriegt man schon mal eine nerdige Protagonistin vorgesetzt? Besonders ihre Probleme bei der sozialen Interaktion haben sie mir sympathisch gemacht - und ihre Ehrlichkeit.
Tyler ist niedlich. Anfangs nur ein Bad Boy, aber man lernt ihn zusammen mit Rory besser kennen. Und ja, auch danach weist er noch typische Bad-Boy-Merkmale auf. Aber er zeigt auch Charakterzüge, die man eher dem netten Jungen von Nebenan zuordnen würde. Diese Mischung macht ihn besonders für mich.
Rorys Freundinnen finde ich doof. Ich verstehe, warum sie befreundet sind und dass Rory sie liebt. Aber gute oder gar beste Freundinnen sehen für mich anders aus. Der nächste Band wird sich um Jessica drehen, weswegen ich die Reihe auch nicht weiter verfolgen werde. Was wirklich schade ist, aber warum sollte ich ein Buch aus der Sicht eines Charakters lesen, der mich schon als Nebenfigur nicht interessiert hat? Dabei finde ich Tylers Bruder Riley eigentlich gar nicht so übel...
Insgesamt hat mir das Charakterdesign der Hauptfiguren, also Rory zusammen mit Tyler und seiner Familie, gut gefallen. Für alle anderen Figuren kann ich das leider nicht sagen, aber da sie keine tragenden Rollen hatten, ist das auch nicht so wichtig.

Höchstwahrscheinlich sind die Bände dieser Reihe unabhängig voneinander lesbar.
 

Fazit: 

Ich habe diesen Roman ewig vor mir hergeschoben - und weiß jetzt gar nicht mehr, warum. Denn die Geschichte ist niedlich und lesenswert für Leute, die nicht nur auf Drama und Action aus sind, sondern die tatsächlich was mit Liebe und Weiterentwicklung lesen wollen. Besonders die sympathische Protagonistin reißt als Erzählerin einiges heraus. Ich empfehle den Band gerne weiter!