Rezension

In eisiger Nacht

In eisiger Nacht - Tony Parsons

In eisiger Nacht
von Tony Parsons

Bewertet mit 4.5 Sternen

"In eisiger Nacht" ist bereits der 4. Kriminalroman von Tony Parsons in der Reihe um den sehr sympathischen Ermittler DC Max Wolfe; geschieden, eine Tochter (6) und einen Spaniel, der in einem Londoner Loft lebt und alleinerziehend ist.

Ohne die Vorgänger bereits zu kennen (wobei Bd. 1 bereits vor mir liegt ;) kam ich sehr gut in diesen Kriminalroman hinein, der durch eine meisterhafte präzise Sprache und Menschlichkeit des Max Wolfe besticht: Die Thematik ist der skrupellose Menschenhandel und beginnt mit dem Auffinden eines Trucks in einem Stadtteil von London, Chinatown,  vor einer "Partnerschaftsvermittlung" einer gewissen Frau Gonzalez, einer alten Bekannten von Max: In dem LKW werden 12 erfrorene junge Frauen (aus aller Welt) gefunden - ebenso wie 13 Pässe: Vom Fahrer fehlt jede Spur, wohingegen die Frauen auf der langen Fahrt nach England, für die sie nicht nur viel Geld, sondern auch mit ihrem Leben bezahlen mussten.... 

Tony Parsons beschreibt sehr authentisch die Ermittlungsarbeit, die polizeiliche Suche nach möglichen Informanten, da man ein Schleusernetz hinter dem Verbrechen vermutet, das man aufdecken will und deren Ursprünge in einem Flüchtlingslager in Nordfrankreich vermutet werden, dessen "Helfer" man auf den Zahn fühlen will. Durch eine Fehlentscheidung von DCI Whitestone, der direkten und sehr unterkühlten Vorgesetzten Wolfes, setzt ein Kollege und Freund sein (junges) Leben aufs Spiel: Die Kälte und Emotionslosigkeit bei Whitestone, dem die Menschlichkeit und Empathie- sowie Beurteilungsfähigkeit von Max entgegensteht, hat mich sehr betroffen gemacht: Selten ist in Krimis auch von Gefahren die Rede, denen Polizeibeamte tagtäglich ausgesetzt sind - und einige davon ihr Leben lassen.
Es geht bei der Aufklärung auch um ein zwielichtiges Etablissement, genannt "Champagne Room", das sehr günstig für Schleuserbanden direkt an einer Autobahn verortet ist und um dessen Besitzer, den Enkel eines der alten Gangsterbosse, die vor über 50 Jahren London in der Hand hatten... - was hat Steve Warboys mit dem Ganzen zu tun? 
Interessant hier auch die Nebenfigur von Keith Li: "Chinesen kümmern sich um sich selbst" - diese Einstellung ist für die gesamte Krimihandlung von großer Bedeutung für Max.
Im 50. Stock des sog. "Hopewell-Center"s kommt es dann zum 'showdown'...

Fazit:

Hochspannend, stilistisch im Krimi-Genre 'at its best', sozialkritisch und mit einem sympathischen, toughen Ermittler punktet dieser hochkarätige Kriminalroman, der durchaus Thrillerelemente in sich trägt und Einblick in eine der schlimmsten kriminellen Machenschaften gibt: Dem Menschenhandel! 
Es wäre ein 5Karäter, wenn ich nicht in einigen Sequenzen doch etwas unrealistische Übertreibungen gelesen hätte (Bsp. Nesha). Aber insgesamt ein Krimitipp und eine absolute Leseempfehlung für Krimifreunde! 4,5 * und 93° auf der "Krimi-Couch". Ich werde die Vorgänger/Nachfolger auf jeden Fall lesen!