Rezension

In fünf Schritten zum Glück

Fünf Wörter für Glück - Ella Dove

Fünf Wörter für Glück
von Ella Dove

Sehr berührende Geschichte einer jungen Frau, die ihren Weg zurück ins Leben finden muss.

„Wer niemals hinfällt, kann das Aufstehen nicht lernen.“ (S. 109)

Die angehende Schauspielerin Heidi stürzt beim Joggen und wacht erst auf der Intensivstation wieder auf – ihr rechtes Bein musste unterhalb des Knies amputiert werden. „Ich war gefangen in einem Albtraum.“ (S. 21) Sie ist am Ende, die Schmerzen sind unerträglich und sie kann ihren Eltern ansehen, wie sehr sie mit ihr leiden und trotzdem versuchen, für sie stark zu bleiben. Einzig ihr Mitbewohner Dougie fasst sie nicht mit Samthandschuhen an: Glaub bloß nicht, dass dich dieser Vorfall davon abhalten kann, dein Leben zu leben.“ (S. 47)

 

In der Reha begegnet ihr die 80jährige Maud. Sie teilen das gleiche Schicksal und ein Zimmer. Maud kommt anscheinend viel besser mit der Situation zurecht, die sie ja sowieso nicht ändern können, und baut Heidi immer wieder auf. „Ich brauchte sie – sie musste stark bleiben, für uns beide.“ (S. 95) Und dann ist da noch Mauds Enkel Jack, der sie regelmäßig besucht und sich bald auch um Heidi kümmert. Er sagt ihr, sie soll sich Ziele abseits der Reha stellen und unterstützt sie dabei, diese zu erreichen.

 

Das Schicksal von Heidi und ihrer Familie hat mich sehr bewegt. Mit viel Gefühl erzählt die Autorin Ella Dove, wie Heidis Freunde und Familie unter der Situation leiden, wie verschieden sie damit umgehen und welche Schuldgefühle Heidi quälen, weil sie ihnen so einen Kummer bereitet. Ganz bezaubernd fand ich, wie offen und vorurteilsfrei ihr ihre kleine Nichte nach dem ersten Schreck gegenübertritt und ihr eine einbeinige Puppe als Freundin schenkt. Auch die zarte Liebesgeschichte, die sich zwischen Heidi und Jack anzubahnen scheint, hat mir gut gefallen.

Außerdem muss sich Heidi klar werden, was sie in Zukunft machen will, denn sie will auf keinen Fall ihre „Behinderung“ als Schauspielerin offen zu Schau stellen.

 

„Fünf Wörter zum Glück“ ist ein ungemein berührendes Buch, in welchem die Autorin ihre eigene Geschichte verarbeitet hat. Ihr ist genau dieser Unfall passiert und sie hat ihren Unterschenkel verloren. Aber es ist keine Autobiografie, sondern ein Roman, darauf weist sie ausdrücklich hin. Trotzdem merkt man dem Buch natürlich an, dass sie genau weiß, worüber sie schreibt. Schonungslos und offen beschreibt sie das grausame Erwachen nach der OP und die nicht enden wollenden Schmerzen, die Zeit im Krankenhaus und in der Reha. „Ich fühlte mich zerbrechlich, wie papierdünnes Glas.“ (S. 39) Wie es ist, wieder bei Null anzufangen, sich erst an den Stumpf und dann die Prothese zu gewöhnen, wieder Laufenlernen zu müssen.

 

„Fünf Wörter zum Glück“ ist ein Aufruf zu mehr Menschlichkeit und appelliert an unser Mitgefühl und unsere Hilfsbereitschaft. Ich glaube, jeder Leser wird nach diesem Buch seinen Umgang mit Behinderten und Behinderungen überdenken.