Rezension

In jedem Augenblick unseres Lebens

In jedem Augenblick unseres Lebens - Tom Malmquist

In jedem Augenblick unseres Lebens
von Tom Malmquist

Bewertet mit 4 Sternen

Karin, die hochschwangere Freundin von Tom, landet mit grippeähnlichen Symptomen im Krankenhaus. Die Grippe entpuppt sich jedoch als akute Leukämie, der Zustand von Karin als äußerst kritisch. Schließlich entschließen sich die Ärzte das Kind zu holen. Livia, die gemeinsame Tochter von Tom und Karin, kommt auf die Frühchen Station, für Karin geht der Kampf ums Überleben weiter. Tagelang pendelt Tom in der Klinik zwischen Frau und Kind hin und her. Am Ende verlässt er die Klinik nur mit seiner Tochter. Nun beginnen für ihn neue Probleme. Der Alltag hat ihn wieder, aber auch Steine werden ihm in den Weg gelegt, denn ohne Trauschein ist er offiziell noch lange nicht der Vater des Kindes.

Diese Geschichte des Autors Tom Malmquist trifft den Leser mit enormer Wucht. Das ist wohl vor allem dem Schreibstil des Autors zuzuschreiben, denn hier wird nichts ausgeschmückt und verschönert, sondern einfach unverblümt so geschildert, wie der Protagonist die jeweilige Situation erlebt. Hier merkt man sehr deutlich wie ein Mensch sich in einer solch schrecklichen Lebenssituation fühlt. Es ist als wäre man in einer dunklen Wolke unterwegs und würde einfach nur noch funktionieren, weil es weitergehen muss, obwohl man nicht weiß wie es weitergehen soll und überhaupt weitergehen kann. Tom macht deutlich, dass man in einer solchen Ausnahmesituation eben mehr einer Maschine als einem menschlichen Wesen gleicht. Vermutlich kann man das als Leser nur dann richtig interpretieren, wenn man selbst einmal eine ähnliche Situation erlebt hat. Ansonsten kann es leicht geschehen, dass man hier denkt was soll das? Oder wie wenig Gefühl hat dieser Mann eigentlich?

Dieses Buch ist sehr authentisch. Es ist keine leichte Kost und es macht auch etwas schwermütig. Dennoch zeigt es, dass es Menschen gelingen kann auch nach dem Tod eines geliebten Menschen ins Leben zurückzufinden.

Der Autor lässt den Leser in Rückblicken auch teilhaben an Karins und Toms Vergangenheit und ihren Beziehungen zu Eltern und Familie. Auch hier bleibt der Blick gleich. Aus heutiger Sicht wird alles, jeder Augenblick des Lebens, ohne große Emotion betrachtet und beschrieben. Das wirkt abgeklärt, hat aber seinen Ursprung wohl in der eigenen Gefühlswelt des frischgebackenen Vaters, der gerade den Tod seiner langjährigen Freundin verarbeiten muss.

„In jedem Augenblick unseres Lebens“ ist ein Roman über ein schlimmes Erlebnis und eine Lektüre, die den Leser bewegt, auch dann, wenn er vielleicht nicht nachvollziehen kann wie sich Tom gerade wirklich fühlt.

Copyright © 2017 by Iris Gasper