Rezension

In jeder Hinsicht ungewöhnlich

Hallo Leben, hörst du mich? - Jack Cheng

Hallo Leben, hörst du mich?
von Jack Cheng

Bewertet mit 4 Sternen

Alex Petroski ist gerade einmal elf Jahre alt und hat einen großen Traum, denn er hat eine Rakete gebaut und möchte diese, gemeinsam mit seinem goldenen Ipod, in den Weltraum schießen. Er hofft, dass die Aliens dort seine Aufzeichnungen finden. Um diesen Traum zu verwirklichen, möchte er zum jährlichen SHARF, ein Raktenfestival in der Nähe von Albuquerque reisen. Gemeinsam mit seinem Hund Carl Sagan, den er nach seinem großen Vorbild, einem Raumfahrer, benannt hat, begibt er sich auf die Reise. Diese scheint zunächst schon am Bahnhof vorbei zu sein, denn eigentlich darf man erst mit dreizehn Jahren alleine reisen, doch es kommt ihm jemand zur Hilfe. Im Zug lernt er dann Zed kennen, der ebenfalls auf dem Weg zum SHARF ist und so beginnt eine erstaunliche Reise, denn es kommt immer wieder zu Wendungen, die zu einem regelrechten Roadtrip führen.  
Meine Meinung:

Dieses Buch ist so aussergewöhnlich, dass ich hier mit Sicherheit sagen kann, dass ich etwas vergleichbares noch nicht gelesen habe. Beginnend mit dem Schreibstil, denn dieser ist schon sehr besonders und ich benötigte doch ein paar Kapitel, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Jack Cheng lässt diese Geschichte durch den elfjährigen Alex erzählen, allerdings schreibt er nicht, sondern spricht Tonbandaufnahmen. Das spiegelt sich natürlich sehr in der Sprache wieder, denn man sollte hier bedenken, dass da ein elfjähriger Junge spricht. Das macht es sprachlich sehr leicht, sehr einfach, teilweise klingt es naiv und kindlich, aber auch zu einhundert Prozent authentisch. Die Dialoge sind hier oft mit dem Namen der Person, die gerade auf der Tonbandaufnahme zu hören wäre, gekennzeichnet, so dass man keine Probleme hat, dem Text zu folgen.
Dabei ist diese Geschichte auch noch sehr spannend, nicht in Form von reiner Action, sondern in der Form, dass man mit dem kleinen Jungen mitfiebert, denn man spürt in seinem Erzählten, dass dort noch etwas besonderes dahintersteckt. Man ist konstant an Alex' Seite und z. B. hofft man zu Beginn, dass er es schafft, zu seiner Raketen-Veranstaltung zu gelangen, dann wünscht man ihm, dass seine Rakete es schafft und so geht es permanent weiter.
Alex erzählt hier die Geschichte an die Jungs, die Aliens, an die er seine Erlebnisse berichtet. das führt dazu, dass die Geschichte auch in der Ich-Form stattfindet. Doch vom ersten Moment an spürt man noch etwas ganz anderes: nämlich die Einsamkeit des Jungen. Seine Mutter, die eigentlich gar nicht anwesend ist, scheint in tiefen Depressionen verfallen zu sein. Sein Bruder ist erwachsen und lebt in Los Angeles, somit weit weg von Alex und bekommt gar nichts davon mit, was zu Hause passiert. Alex bester Freund ist sein Hund Carl Sagan und das fand ich schon sehr bezeichnend für das Leben des Kleinen. Während man also schon recht schnell mitbekommt, wie vernachlässigt der kleine Kerl ist, hofft man permanent mit ihm, dass er an niemanden gerät, der ihn ausnutzen will, denn Alex ist eine herzensgute Seele.
Dieser Protagonist ist ein wirklich aussergewöhnlicher Charakter. Er ist recht altklug und doch kindlich naiv, manches Mal musste ich lachen, wenn er von bestimmten Situationen erzählte und im nächsten Moment hatte ich einen dicken Kloss im Hals. Er bewegt mit seinem Erzählten und man befindet sich auf einer emotionalen Berg- und Talfahrt. Mal hat man das Gefühl, dass er viel älter ist, er hat eine Mischung aus Selbstständigkeit und im nächsten Moment ist er hilfsbedürftig, wie ein Eljähriger auch durchaus sein darf und sollte. Die Nebencharaktere lernt man hauptsächlich durch Alex Augen kennen und auch hier hofft man permanent für ihn, dass diese Personen es alle gut mit dem Jungen meinen.
Mein Fazit:
Dieses Buch ist in jeder Hinsicht ungewöhnlich und besonders. Die Erzählform hat mir hier zu Beginn ein paar Schwierigkeiten bereitet und es hat etwas gedauert, bis ich richtig bei Alex war. Doch diese Charakter nimmt den Leser auf eine Gefühlsachterbahn mit, bei der man lacht, zu Tränen gerührt ist und einfach den Jungen beschützen möchte. Da dieser Stil absolut ungewöhnlich ist, möchte ich das Buch zwar jedem ans Herz legen, aber ich möchte auch dazu raten, einfach vorher in eine Leseprobe zu schnuppern, denn man muss hier auch bereit sein, sich auf diese ungewöhnliche Sprache und Geschichte einzulassen. Wenn das gelingt, dann hält man hier einen absoluten Schatz in den Händen.