Rezension

In Niceville ist das Grauen los ...

Die Rückkehr - Carsten Stroud

Die Rückkehr
von Carsten Stroud

Bewertet mit 5 Sternen

Schwarze Krähen schießen einen Jet voll chinesischer Unternehmer ab, im Wagen eines Polizisten wird die Beute eines Bankraubs entdeckt, und ein Gefangenentransport geht gehörig schief. Diese Ereignisse geschehen in kürzester Zeit. An und für sich ist es ungewöhnlich, wenn es nicht in Niceville wäre, wo das dunkle Nichts nach den Bewohnern greift ... 

"Die Rückkehr" ist der zweite Teil von Carsten Strouds Niceville-Trilogie. Schon wie beim ersten Band kann ich nur von einem genialen Genre-Mix sprechen, der sich im Lauf der Handlung sogar noch gesteigert hat. 

Mittelpunkt der Ereignisse ist das amerikanische Südstaaten-Städtchen Niceville, indem das Grauen aus allen Ecken und Enden schielt. In Niceville geschieht Merkwürdiges, und es sieht danach aus, dass die Geschichte nicht gut ausgeht.

„ ‚Kannst du dich noch an die Zeiten erinnern, als in Niceville nichts los war?‘
‚Nein‘, sagte Nick (…) ‚Ich auch nicht‘ “
(S. 448)

Dieser zweite Teil schließt nahtlos an den Vorgängerband an. Auch diesmal ist es für mich schwierig, meine Eindrücke zu dem Buch festzuhalten, weil es gar so packend und einzigartig ist.

Als Leser ist man erneut mitten im Geschehen drin. Dennoch gibt Carsten Stroud Raum, um die Figuren wieder zu erkennen und sich zu orientieren. Anfangs geht es ruhiger als im ersten Band zu, dennoch landet man rasch in einer Verfolgungsjagd, bei der ordentlich die Fetzen fliegen. 

Der Autor hält sich nicht zurück. Es gibt kein Zögern oder Zaudern, er geht knallhart mit seinen Figuren um. Dabei spritzt das Blut, das Grauen steht ihnen ins Gesicht geschrieben, und es wird über Leichen gegangen, weil das Leben aus Grauschattierungen besteht.

Die facettenreichen Charaktere haben mich von Beginn an gefesselt und gebannt. Ich liebe es, wenn die Bösen vorbildlich handeln, und die Guten schlechte Entscheidungen treffen. Das ist für mich menschlich, authentisch und wirkt real.

Besonders gut gefällt mir der Cop Nick, weil er nicht aus Niceville stammt und somit einen etwas frischeren Blick auf das Kleinstadtleben hat. Er ist der federführende Charakter der Handlung, und hat sich mit seiner Frau Kate als Mittelpunkt der Story entpuppt.

Bemerkenswert gruselig ist die Figur des Jungen Rainey Teague. Hier spielen dezente Horror-Elemente rein, wobei man niemals weiß, woran man bei ihm ist. Manches Mal hat es mir die Gänsehaut aufgestellt, weil er ein richtig intriganter kleiner Scheißer ist. Dennoch stellt sich die Frage, inwiefern sein Verhalten vom Grauen in Niceville abhängt.

Es gibt etliche Handlungsstränge, die blutig-brutal in der Gegenwart verlaufen, gleichzeitig aber auf der furchteinflößenden Vergangenheit von Niceville beruhen. Hierzu wird man von Carsten Stroud ab und an in die Geschichte der idyllischen Kleinstadt entführt, was für mich faszinierend gewesen ist.

Mir gefallen übersinnliche Elemente immer gut, die hat Stroud gekonnt eingesetzt, ohne dabei an brutal-realistischer Action zu sparen. 

Für mich ist "Die Rückkehr" eine großartige Fortsetzung, meisterlich erzählt und wunderbar umgesetzt. Wer sich auf Western-Style, Mystery, ein bisschen Horror und Intrigen einlassen will, sollte unbedingt zu dieser Trilogie greifen, da ich sie wärmstens empfehlen kann. 

Die Niceville-Trilogie:
1) Niceville 
2) Die Rückkehr
3) Der Aufbruch