Rezension

In Würde sterben …

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster - Susann Pásztor

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster
von Susann Pásztor

Bewertet mit 5 Sternen

Ein wunderbares Buch, das nachdenklich, aber nicht traurig stimmt!

Ursprünglich hatte sich Fred Wiener, als er sich zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter ausbilden ließ, seine Tätigkeit viel leichter vorgestellt, denn gleich bei seiner ersten Aufgabe läuft einiges schief. Karla Jenner-García, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist, hat genaue Vorstellungen darüber, wie sie die ihr noch verbleibende Zeit verbringen will – und dabei ist Fred ihr zunächst eher hinderlich als hilfreich. Wesentlich hilfreicher für die ehemalige Fotografin hingegen ist Phil, Freds 13jähriger Sohn, den sie mit der Aufgabe betraut, ihre umfangreiche Negativ-Sammlung zu digitalisieren. Ihm hat es Fred auch zu verdanken, dass sein Kontakt zu Karla wieder hergestellt wird, nachdem seine Bemühung, der Sterbenden noch eine letzte Überraschung zu bereiten, gründlich danebengegangen ist. Endlich wird er von Karla akzeptiert und auch das Verhältnis zu seinem Sohn bessert sich zusehends. Zwischen den drei so unterschiedlichen Menschen entsteht eine tiefe Verbundenheit …

Susann Pásztor ist eine deutsche Schriftstellerin. Sie wurde 1957 als Tochter eines ungarischen Vaters und einer deutschen Mutter in Soltau geboren. Sie studierte Kunst und Pädagogik und arbeitet heute als Autorin, Übersetzerin und Illustratorin in Berlin. In der Stiftung Lazarus-Diakonie Berlin erhielt sie eine Ausbildung und ist seit den 2010er-Jahren im ambulanten Hospizdienst ehrenamtlich tätig. „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ ist ihr dritter Roman, für den sie 2018 den Evangelischen Buchpreis erhielt.

Es ist schon erstaunlich, wie man über eine so schwierige Materie so leicht und locker schreiben kann. Die Autorin versteht es ausgezeichnet dem Thema Sterbebegleitung, das sehr gerne verdrängt wird, seine Natürlichkeit zu geben und den Leser unbefangen damit vertraut zu machen. Die Vergänglichkeit unseres Daseins, Krankheit und Tod, gehören zum Leben und werden hier unaufdringlich, ohne Pathos und mit sehr viel Feingefühl behandelt. Gelegentlich eingestreute humorvolle Begebenheiten lockern auf, regen zum Schmunzeln an und nehmen den Ereignissen die Schwere. Die einzelnen Charaktere sind sehr lebensecht und realistisch ausgearbeitet, unvollkommen wie im richtigen Leben. Die Autorin hat ein feines Gespür für zwischenmenschliche Beziehungen und lässt die Geschichte optimistisch ausklingen.  

Fazit:  Ein schönes, ein berührendes Buch, dem ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung geben kann.