Rezension

Indische Prinzessinnen, Schauspieler, englische Lords spinnen euch ein Märchen

Die Mitternachtsrose - Lucinda Riley

Die Mitternachtsrose
von Lucinda Riley

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Gedanken in den letzten Kapiteln waren wirklich sehr abwechslungsreich, sie gingen von „Ich liebe diese Geschichte“ zu „Ich liebe! Liebe! Liebe! dieses Buch!!“ zu „Oh mein Gott ich bin verliebt!“ zu „Liiieeeebe!!“. Denn wisst ihr was? Ich LIEBE dieses Buch! Am liebsten würde ich meine Stirn an dieses Buch lehnen und dadurch in die Geschichte aufgesogen werden. Ich möchte mehr!!

Ich versuche gerade die überwältigenden Gefühle der Liebe in andere Worte zu fassen und da fange ich doch am besten mit den Schauplätzen an.  Während man auf einer Seite des Buches noch die Glöckchen der Fußketten hört, die trockene Luft einatmet, die verschiedenen orientalischen Gewürze gerochen und mit farbenfrohen Sarees durch Indien wandert, ist man durch einmal blättern im Buch mitten auf einer grünen Wiese, riecht Tau und Regen, trinkt Tee unter Anwesenheit adeliger Gesellschaft, reitet mit Kutsche oder Pferd und bewegt sich anmutig in edlen, altmodischen Gewändern durch die Zeiten Englands. Es ist wie eine ständig begleitende Musik im Hintergrund, die Beide Kulturen in wunderschönen Klängen in eine harmonierende Melodie verwandelt und die man mit allen Sinnen wahrnimmt.

Genau das spiegelt sich auch in dem Schreibstil der Autorin wieder. Während sie durch alte Familiengeschichten in die Gegenwart gleitet, nur um noch weiter in die Vergangenheit zu reisen und dabei ihre Personen, wie aus der Zeit und Gegend entsprungen, reden lässt, erstaunt sie mit Weisheit und einem wahnsinnigem Weltblick. Sie erzählt die Geschichte als wäre es ihre eigene und das in einigen Generationen aus unterschiedlichem Stand, Erfahrungen, Persönlichkeiten und Vergangenheit.

Zwischen all der Familiengeschichte, zwischen all den Zeiten, zwischen all den Orten und zwischen Allem steht eine starke indische Frau und ein adeliger Lord Englands und zwischen ihnen, eine geheime Liebesgeschichte.

Da kommen wir auch direkt zu meiner liebsten Person: Anahita Chavan, eine starke Persönlichkeit, die den Geist Indiens in sich trägt. Niemals wieder werde ich einen so bewundernswerten Menschen finden wie diese Anahita Chavan. Eine weise, hilfsbereite Frau mit einer angenehmen, ruhigen und respektvollen Art. Sie schätzt die Dinge, die sie hat, ihre Familie und ihre Freunde sehr. Nichts auf der Welt würde sie über die Menschen stellen, die sie liebt und einmal in ihr Herz geschlossen hat.
Während die ältere Generation und damit auch die Vergangenheit hauptsächlich in der Sicht von Anahita geschrieben ist, liest man die Gegenwart größtenteils aus der Sicht von Rebecca. Sie ist eine niedliche, aber auch schüchterne und etwas unsichere Person. Manchmal fragt man sich echt, wie sie es in die Filmbranche geschafft hat, aber da ist ihre ungeheure Schönheit und auch ihre innere Stärke, die man ihr oft nicht zugetraut hätte. Im Gegensatz zu Anahita ist sie aber nicht ganz so präsent, was mir als eingefleischte Anahita-Fanatikerin auch nicht so Negativ aufgefallen ist.

Ansonsten gab es noch Donald, den englischen Lord mit sehr viel Intelligenz und Weltoffenheit (besonders für seine Zeit), aber auch Ari, der erst seinen Weg finden muss, um den tieferen Sinn des Lebens zu entdecken,  den geheimnisvollen Anthony, der sein Herrenhaus für einen Film zur Vermietung bereitstellt und überraschenderweise Gastgeber wird, die liebe Haushälterin Mrs Trevathan, die manchmal mehr Mutter für Rebecca ist, als irgendwer sonst oder auch Indira, die Prinzessin von Koh Bihar und Anahitas beste Freundin. Damit könnte ich bestimmt noch ewig weiter gehen, es kommen so viele Personen, Familien und Geschichten mit vor.

Zum Ende hin wurde die Geschichte etwas schwächer, was an den unerwarteten Ereignissen zum Schluss liegt, die nicht hätten sein müssen. Aber auch einige Fragen bleiben unbeantwortet und man stellt sich die Frage, ob man dann gewisse Handlungsstränge wirklich mit einbauen hätte müssen. Diese Kritikpunkte waren hauptsächlich in der Geschichte von Rebecca drin und das war noch ein zusätzlicher Grund, warum mir Anahitas besser gefallen hat. Aber auch wenn Anahitas Geschichte für mich der Mittelpunkt darstellt, wäre sie ohne die der Anderen nicht vollkommen.

Fazit:

Die Autorin hat mein Indienherz höher schlagen lassen, die Schönheit Englands vorgeführt und eine Familien- und Generationengeschichte erfunden, die sich in mein Herz geschlichen hat. Mit diesem Buch gibt sie so viel Weisheit mit und verbindet das mit tollen Persönlichkeiten, einer Schicksals verändernden Liebesgeschichte und vieles mehr. Darf ich mich wiederholen? Ich liebe es!

Zitate:

„»Manchmal«, entgegnete ich, als ich die Ferse meines Stiefels in den ausgedörrten Boden bohrte, »ist das ebenso sehr Fluch wie Segen.«
»Wie meinst du das?«
»Ich meine, einen Verstand zu haben, der der Welt Sinn abgewinnen möchte.«

„Wenn wir nicht frieren und keinen Hunger haben, bewältigen wir den Tag auch mit leerer Seele. Was, wie ich gerade merke, die größte denkbare Armut ist.“