Rezension

Individualität in der Psychiatrie

Einer flog über das Kuckucksnest - Ken Kesey

Einer flog über das Kuckucksnest
von Ken Kesey

Bewertet mit 4 Sternen

Randle Patrick McMurphy ist das neueste Mitglied einer psychiatrischen Anstalt. McMurphy ist nicht unbedingt ein leichter Charakter, denn ihm geht es nur darum, Spaß in seinem Leben zu haben, durchaus auch auf Kosten von anderen. Auf Grund dieses Lebenswandels war es nur eine Frage der Zeit, bis Randle im Gefängnis landete und tatsächlich, auf Grund von Wettspiel und einiger Gewaltdelikte wurde er zu einer mehrmonatigen Haftstraße verurteilt. Da ihm das Zuchthaus mit der schweren körperlichen Arbeit aber so gar nicht behagt, täuscht er eine psychische Erkrankung vor und wird in die Anstalt verlegt.

 

Dort macht er Bekanntschaft mit den anderen Insassen der Station und weiß, dass er unbedingt Leben in die Bude bringen muss, denn so einen traurigen Haufen hat er selten erlebt. Und tatsächlich gelingt es ihm, mit unter den Stationsalltag ganz schön auf den Kopf zu stellen. Einen "Freund" findet er in Chief Bromden, einem Halbindianer. Dieser ist der Insasse, der bereits am längsten auf der Station ist und wie es den Anschein hat, ist er taub-stumm - doch Randle merkt schnell, dass hinter dem Hünen mehr steckt und dieser durchaus mehr mitbekommt, als alle anderen glauben.

 

Tatsächlich ist es so, dass Bromden mitnichten taub-stumm ist, sondern einfach nur in seiner eigenen Welt lebt, doch durch Randle wird er nach und nach aus dieser herausgelockt, sodass er zu seinem Selbst zurückfindet. Doch Stationsschwester Ratched, vor der sich selbst die Ärzte fürchten, ist gar nicht einverstanden, wie sich das Leben auf der Station unter McMurphys Einfluss entwickelt und sie hat Mittel und Wege, die von ihr aufgestellte Ordnung aufrecht zu erhalten - mit allen Mitteln. Doch ausgerechnet McMurphy hält immer wieder dagegen ...

 

 

Individualität in der Psychiatrie! Der Plot wurde spannend und abwechslungsreich erarbeitet, wobei ich hier natürlich zu denjenigen gehöre, die den Film bereits kannten. Obwohl sich das Buch in einigen Fakten grundlegend von dem Film unterscheidet, muss ich gestehen, dass mir gerade auf Grund dieser Unvorhersehbarkeit die Lektüre sehr gefallen hat. Die Figuren wurden facettenreich und authentisch erarbeitet, wobei hier ein deutlich größeres Augenmerk auf die Figur des Chief Bromden gelegt wurde, als ausschließlich auf die Figur des Randle Patrick McMurphy. Randle war ein absoluter Sympathieträger, gerade weil er mit unkonventionellen Mitteln versucht, das eingefahrene Leben auf der Station zu ändern, wohingegen mich die Figur des Bromden eher zum Nachdenken anregte. Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm zu lesen, sodass ich abschließend sagen kann, dass mir das Buch schöne Lesestunden bereitet hat.