Rezension

Inevera

Die Stimmen des Abgrunds
von Peter V. Brett

Bewertet mit 4 Sternen

#rezensionsexemplar

Heute möchte ich euch den zweiten Teil des finalen Bandes der Dämonensaga vorstellen: Die Stimmen des Abgrunds.

Bitte denkt daran, dass es sich um einen „sechsten“ (in der deutschen Übersetzung) Teil handelt – in dieser Rezension kann es also zu Spoilern aus den vorhergehenden Teilen kommen. Wenn ihr neugierig auf die Reihe seid, empfiehlt es sich, unbedingt mit der Lektüre des ersten Bandes zu beginnen. Ihr solltet komplexe Bücher, die einen aufmerksamen Leser erfordern, mögen. Meine Rezension zum vierten Band der Dämonensaga findet ihr hier, zum fünften Band hier.

Allgemeines:

Die Stimmen des Abgrunds ist am 10.04.2018 als Paperback bei Heyne erschienen und hat 560 Seiten. Die Stimmen des Abgrunds ist der abschließende Teil einer im Original fünfteilig angelegten Fantasyreihe des Autoren Peter V. Brett. In der deutschen Übersetzung ist es der sechste Teil der Reihe, da aufgrund des Umfangs die (weise) Entscheidung getroffen worden ist, den fünften Teil in zwei Bücher aufzuteilen. Auf der Homepage des Autoren wird dafür die Begründung geliefert, dass The Core (Originaltitel) das bisher längste Buch von Peter V. Brett ist

Inhalt:

Nach Das Leuchten der Magie ist Die Stimmen des Abgrunds der packende zweite Teil des fünften Bandes von Peter V. Bretts Dämonensaga, der im Original unter dem Titel The Core erschienen ist. Der letzte Krieg zwischen Menschen und Dämonen steht unmittelbar bevor, und die einzige Hoffnung der Menschheit ruht nun auf Arlen, seiner Frau Renna und seinem Rivalen Jardir. Denn nur, wenn es ihnen gelingt, den Willen eines der mächtigen Dämonenprinzen zu brechen und ihn zu zwingen, sie in den Abgrund zu führen, werden sie die dort herangezüchtete Dämonenarmee aufhalten können. Aber noch ist der Sieg gegen die Dämonen nur ein Traum … (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Den ersten Band dieses im Deutschen zweiteilig angelegten Reihenabschlusses habe ich in meinem abschließenden Fazit wie folgt betitelt: „Ein fantastischer Anfang vom Ende“. Und nun gibt es ein fantastisches Ende vom Ende. Ein Ende, das mich mitgenommen hat. Ein letztes Mal in mein geliebtes Thesa, das ich über die Jahre so ins Herz geschlossen habe. Ein letztes Mal? Moment… Als ich zu diesem Buch ein Foto auf Instagram gepostet habe und dabei andeutete, dass es mir schwerfällt mit dem letzten Buch zu beginnen, weil die Reihe eben danach zu Ende ist, schrieb der Autor mir in den Kommentaren Folgendes: „Have courage! There will be a follow-up novella late this year.“ Das musste ich natürlich sofort recherchieren. Und siehe da, im November diesen Jahres erscheint die Novelle Der Fluch der Heilerin – Eine Erzählung aus der Welt des Fantasy-Bestsellers DAS LIED DER DUNKELHEIT. Erzählt werden soll dort Selias Geschichte. Natürlich ist das kein weiterer Band um Protagonist Arlen, aber ich bin sehr gespannt auf den Inhalt! Ob wir noch einmal etwas von den uns bekannten Protagonisten lesen dürfen, das ist wohl Inevera!

Aber nun wollen wir zum eigentlichen Kern meiner Rezension kommen. Ich habe Die Stimmen des Abgrunds verschlungen – wie alle vorherigen Bände der Dämonensaga. Ich habe es geliebt und die Lektüre genossen. Die Worte Pageturner, Bestseller oder Epos muss ich wohl nicht mehr verwenden, um deutlich zu machen, wie fasziniert ich von der Dämonensaga bin, oder? In Bretts Worten kann man versinken, man kann alles andere ausblenden und gefesselt von seiner fantastischen Welt einfach mal nur lesen.

Aber ich habe auch Kritikpunkte. Nicht alle Dinge sind in diesem Band zu meiner vollständigen Zufriedenheit aufgelöst worden. Ihr fragt euch nun wahrscheinlich zurecht, in welcher Reihe passiert das schon? Aber von Peter V. Brett erwarte ich viel. Diese Erwartungen hat er selbst durch die enorme Komplexität innerhalb seiner Reihe aufgebaut. Und deshalb kann ich nicht vollständig über die Kleinigkeiten, die nicht aufgelöst werden, hinwegsehen. Eine Sache stört mich dabei besonders. Es wird immer mal wieder erwähnt, dass ein bestimmter (noch sehr, sehr junger) Charakter eine wichtige Rolle spielen wird. Aber irgendwie konnte ich diese Rolle beim besten Willen nicht entdecken. Ich möchte in diese Richtung nicht zu viel verraten. Aber wisst ihr eventuell, was ich meine? Falls ihr sie entdeckt habt, schreibt mich gerne an! Eine weitere Frage, die mich immer noch umtreibt, ist, wieso einige Charaktere leider gar keinen Auftritt mehr hatten und warum zur Hölle einige Kämpfe viel zu schwer und einige gegen ähnliche Gegner im Gegensatz dazu wie ein Kinderspiel wirken…

Wie soll man eine so komplexe Reihe beenden?

Man muss es einfach tun. Und genau das hat Peter V.  Brett auch gemacht. Dabei hätte es vermutlich in alle Richtungen und Handlungssträngen noch weitergehen können. Aber Brett trifft eben irgendwann die Entscheidung, die er treffen muss. Dadurch entsteht bei einigen Handlungssträngen eventuell der Eindruck, dass sie einfach noch nicht beendet sind. Aber ich glaube, dieser Eindruck wäre so oder so entstanden. Egal, wie Brett das Ende gestaltet hätte. Brett hat so viele Handlungsstränge entwickelt, man hat beinahe jeden der Protagonisten gut kennengelernt. Man hat als Leser erlebt, wie aus Charakteren im Laufe der Jahre Persönlichkeiten geworden sind. Dabei gefällt die ein oder andere Perspektive selbstredend besser als die anderen. Aber was sich bei keiner der Perspektiven ändert, ist, dass man immer mehr von ihnen lesen will. Wie soll Brett dabei dem Anspruch gerecht werden, jede der Perspektiven in gebührendem Ausmaß zu beenden? Eine schier unmögliche Aufgabe, die er in meinen Augen letzten Endes gut gelöst hat. Und so wie ich Brett kenne, hat es möglicherweise Gründe, dass der ein oder andere Charakter nicht noch einmal aufgetaucht ist. Ich wünsche mir noch viel, viel mehr aus dieser Welt und seiner Feder und drücke all seinen Fans die Daumen, dass wir nicht enttäuscht werden!

Fazit:

Ein fantastisches Ende vom Ende. Mit kleinen Abzügen in der Ausführung – aus diesem Grund kann ich nur vier von fünf Herzen vergeben.