Rezension

Infernale - Hast du das Mördergen?

Infernale - Sophie Jordan

Infernale
von Sophie Jordan

 Über das Buch

Davina „Davy“ Hamilton ist ein Naturtalent und besitzt eine starke Begabung für Musik. Auch ihre schulischen Leistungen sind hervorragend und ihr großer Traum ist es, an der Juilliard in New York zu studieren. Doch all ihre Pläne zerfallen zu Staub, als sie positiv auf das HTS- (Homicidal Tendency Syndrome) Gen getestet wird. Statt an eine Eliteschule geht sie fortan auf eine öffentliche Highschool, in der sie mit weiteren HTS-Trägern eingepfercht wird. Und dann verschlimmert sich ihre Lage weiterhin, bis zu dem Tag, als sich erneut alles ändert…

Davy Hamilton ist ein vom Leben verwöhntes Mädchen. Gesegnet mit einer unglaublichen Begabung und hineingeboren in eine wohlhabende Familie genießt sie einige Privilegien und zweifelt nicht daran, dass ihre Träume in Erfüllung gehen werden – bis sie für sie in unerreichbare Ferne rücken. Dieser Ausgangspunkt lässt viel Spielraum für eine Charakterentwicklung, und die Frage, ob aus diesem Mädchen mal eine Mörderin werden wird, beschäftigt nicht nur den Leser, sondern vor allem auch die Protagonistin selbst.

Mein größter Kritikpunkt an diesem Buch ist tatsächlich Davy, und ich bin mit ihr nicht richtig warm geworden. Sie war mir irgendwie zu perfekt, und selbst, als ihre perfekte Welt in sich zusammen bricht, bleibt sie in ihren alten Denkmustern. Die anderen sind ja sooo gefährlich, aber sie könnte ja keiner Fliege etwas zu Leide tun, dabei ist sie ebenso eine Genträgerin, wie die anderen auch. Sie regt sich darüber auf, dass sie selbst verurteilt wird, und ist doch selber genauso, was mich wirklich genervt hat.

Neben Davy gab es aber noch andere Charaktere, die mir wesentlich besser gefallen haben, wie natürlich der geheimnisvolle Sean, der mit seiner kühlen Art sofort neugierig macht und sich im Laufe der Geschichte als wirklich toller Kerl entpuppt. Einer meiner Lieblingscharaktere war aber definitiv Gil. Er ist nicht nur super intelligent, sondern hat auch ein gutes Herz und ist einfach ein liebenswürdiger Nerd. Daneben gab es auch noch jede Menge ekelhafter Charaktere, aber die waren bei einem Buch über soziale Ausgrenzung ja zu erwarten.

Die Grundlage der Story ist natürlich nicht neu und verbindet die alte Tradition sozialer Ausgrenzung von Minderheiten mit den modernen Möglichkeiten der Biologie. Gentests sind schon heute Realität, zumindest zur Analyse von Krankheiten, und werden in Zukunft immer häufiger werden. Obwohl ich aus wissenschaftlicher Sicht nicht glaube, dass sich die Veranlagung zu mörderischen Tendenzen tatsächlich auf ein einziges Gen beschränken lässt, ist es ein interessantes Gedankenspiel, und ich kann mir gut vorstellen, dass eine ebensolche Panikmache daraus resultieren würde, wie in dem Buch beschrieben. Die Umsetzung war gelungen, und obwohl ich gerade den Anfang ziemlich schwerfällig fand, wurde die Story im Verlauf immer besser. Das Ende lässt einen gespannt zurück, und ich frage mich, wie es wohl weitergehen wird.

Die Hörbuchumsetzung fand ich gelungen. Friederike Walke hat eine sehr angenehme Stimme und ihre Art zu lesen hat mir auch sehr gut gefallen. Natürlich ist es immer schade, wenn die Hörbücher gekürzt sind, aber hier hatte ich nicht das Gefühl, das mir etwas gefehlt hat.

Fazit

Infernale ist der Auftakt einer neuen Reihe über soziale Ausgrenzung in einem leicht futuristischen Szenario. Es war gut umgesetzt, auch wenn mich Davy als Hauptprotagonistin nicht überzeugen konnte. Ich freue mich dennoch auf eine Fortsetzung und bin gespannt, wie es weitergehen wird.