Rezension

Informativ, faktenreich und spannend.

Mengeles Koffer -

Mengeles Koffer
von Bogdan Musial

Bewertet mit 4.5 Sternen

Über den Autor:

Bogdan Musial ist ein deutsch-polnischer Historiker, der einige Jahre als Professor an der Warschauer Universität arbeitete. Seine Veröffentlichungen werden kontrovers diskutiert. Es ist durchaus interessant, sein Leben und seinen Werdegang anzusehen.

Kurzbeschreibung:

»Musial gräbt tiefer als seine Kollegen.« Der Tagesspiegel Ein Schweizer Banksafe, Josef Mengele, geheimnisvolle Dokumente aus dem Lager Auschwitz-Birkenau, wo die berüchtigten medizinischen Versuche an Häftlingen vorgenommen wurden – verfasst von einem daran beteiligten jüdischen Häftlingsarzt. Das ist der Ausgangspunkt einer Geschichte, die auf eines der zynischsten NS-Verbrechen verweist. Wer waren diese Ärzte, die gezwungen wurden, an der Seite Mengeles Menschenversuche durchzuführen? Doch was zunächst nach einer historischen Sensation aussieht, entwickelt sich zu einem regelrechten Wissenschaftskrimi. Denn die Dokumente, die Bogdan Musial von – wie er glaubt – vertrauenswürdiger Seite angeboten werden, entpuppen sich als Fälschung. Von der Anatomie dieses Betrugsversuchs erzählt dieses Buch: vom Erstkontakt und der Aufregung, auf eine historische Sensation gestoßen zu sein; von aufkeimenden Zweifeln und deren Beschwichtigung; von Hindernissen und Sackgassen; von Querschüssen und Zeitdruck, als die Nachricht über neu aufgetauchte Dokumente aus dem Versuchslabor der NS-Medizin durchsickert; von fingierten Indizien, raffinierten falschen Fährten und vermeintlichen Forschungserfolgen; von einer Spurensuche, die zu einem fundierten Forschungsvorhaben und schließlich zur Aufdeckung der Täuschung führt. Und zur Enttarnung der Fälscherin, die in ihrer Dreistigkeit an Konrad Kujau, der die Hitler-Tagebücher fabrizierte, erinnert. Im Mai 2018 wird sie wegen Betrugs in 22 anderen Fällen verurteilt. Doch warum konnte sie überhaupt so weit kommen? Und weshalb haben insbesondere Hochstapler, die sich mit dem Holocaust in Verbindung bringen, so großen Erfolg? Was sagt das über uns, unsere Gesellschaft als Publikum aus, das ihnen erst die Bühne bereitet? Auch diesen Fragen geht Musial in seiner packend erzählten Darstellung nach.

Meine Meinung:

Meine Meinung wird kurz ausfallen, denn die Kurzbeschreibung zu diesem Sachbuch erzählt schon alles sehr genau, was in diesem Buch angesprochen wird. Der Fund ist spannend und hört sich sensationell an, denn man kann wohl nie genug Beweise für die Gräueltaten der Naziregime und dessen, was in Konzentrationslagern passiert ist, sammeln und an die Menschheit bringen. Es dauert recht lange, bis die Übergabe der Dokumente eine beschlossene Sache ist, erst dann folgt die Arbeit und Forschung an der Unterlagen. Diese gestaltet sich problematisch und alles Weitere, was kommt, erinnert an ein Krimi...

Doch die Geschichte mit den hinterlassenen Dokumenten ist nicht alles, was in diesem Buch erzählt wird. Die Tätigkeit des Doktor Mengele und den Ärzten, die ihm in Konzentrationslagern geholfen haben, nimmt beträchtliches Teil des Buchs. Was Mengele an der Menschheit verbrochen hat, ist ja allgemein bekannt. Seine Experimente an Menschen, seine unbändige Gier an möglichen Probanden, die er benutzt und getötet hat, seine unglaubliche Monstrosität, wenn man sich nur bloß vor Augen führt, was dieser „Mensch“ getan hat. Die Arbeit, von ihm ausgesuchten Ärzten und Wissenschaftlern in dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, die willenlos seine Befehle ausgeführt haben, wird in diesem Buch ebenfalls thematisiert.

Was mich am meisten emotional belastet hat, abgesehen von Gräueltaten dieser Person, war die Tatsache, dass er menschlich dargestellt worden ist. Sogar als ein recht freundlicher Mensch, den die Kinder mitunter als „netten Doktor“ bezeichnet haben. Diese Tatsache ist mir zwar schon vorher bekannt gewesen, doch ich scheitere immer wieder daran dies mit seinen Taten in Verbindung zu bringen. Denn seine Taten sind grauenhaft und unbeschreiblich. Man kann diese als ein normal denkender Mensch nicht erfassen.

Der Untertitel trifft den Nagel auf den Punkt: Dieses Buch ist eine Spurensuche und liest sich, wie ein wissenschaftlicher Krimi. Sehr informativ, faktenreich und spannend. Ich würde das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen.