Rezension

informativ und interessant

Mein Familienkompass - Nora Imlau

Mein Familienkompass
von Nora Imlau

Bewertet mit 5 Sternen

Nora Imlau (Jg 1983) ist selbst vierfache Mutter und kennt das, worüber sie schreibt, selbst zu gut: Den Wunsch, als Familie einfach entspannt zu leben, die Kinder sind glücklich und zufrieden, Erziehung geschieht quasi nebenher. Die Realität sieht in vielen Familien anders aus: Die Eltern haben ein schlechtes Gewissen, dass sie im Alltag öfter gestresst als entspannt sind und dabei auch meistens nicht auf Augenhöhe mit ihrem Nachwuchs kommunizieren, sondern alles eher an den Idealen vorbeigeht.

Insofern soll der "Familienkompass" genau das sein, was der Titel ankündigt: Ein Kompass, den man nach seinem persönlichen Nordstern (seinen Kindern und seinen Idealen) ausrichtet und der einem hilft, diesen nie aus den Augen zu verlieren.

Dazu beginnt Nora Imlau mit einer theoretischen Einführung in die Geschichte der Erziehung. Diese ist nicht so trocken, wie es jetzt erst einmal klingt, im Gegenteil. Für Menschen, die sich schon mit bedürfnisorientierter Erziehung befasst haben, sind die aufgeführten Fakten auch nicht alle neu, nichtsdestotrotz ist es manchmal ja auch nicht schlecht, sich gewisse Dinge noch einmal vor Augen zu führen. Dieser Teil umfasst die ersten ca. 80 Seiten, was auf der einen Seite gut ist, wenn sich in der Zeit des Lesens allerdings akute Fragen aus dem Familienalltag heraus ergeben (wie bei mir), wirft man die Lektüre von vorne nach hinten auch mal schnell über Bord und sucht mit Hilfe des Hinhaltsverzeichnisses nach den Themen, die einem gerade unter den Nägeln brennen. Hier fand ich es schade, dass das Buch nicht über ein Stichwortregister verfügt.

Gleichzeitig sind die Überschriften im Inhaltsverzeichnis schon so gewählt, dass sie einem die Hoffnung vermitteln, dass man nicht nur Informationen und Tipps bekommt, sondern auch ermutigt wird und alles in einem realistischen Bereich bleibt. Gerade die Überschrift "Gut genug ist gut genug" finde ich wahnsinnig entlastend. Generell vermittelt Nora Imlau oft das Gefühl, als lese man weniger einen Ratgeber als mehr Briefe einer Freundin/Bekannten (vielleicht einer Hebamme oder Erzieherin), die einem wohlgesonnen ist und einem Tipps gibt, einen ermutigt und (be-)stärkt. Sie erzählt auch von ihren Erfahrungen und dass diese eben nicht immer einfach waren, sondern sie sich immer wieder rechtfertigen musste.

Fazit: Ein Erziehungsratgeber, den ich schon vielen Eltern empfohlen habe und auch weiterhin gerne empfehle.