Rezension

Informativ und witzig

Die Notaufnahmeschwester - Ingeborg Wollschläger

Die Notaufnahmeschwester
von Ingeborg Wollschläger

Bewertet mit 3 Sternen

Rezensionsexemplar

Inhalt:

Ingeborg Wollschläger hat als erfahrene Notaufnahmeschwester schon alles erlebt. Witzig und einfühlsam erzählt sie von ihren skurrilsten, schönsten und berührendsten Alltagserlebnissen: von der alten Dame mit Bluthochdruck, die ganz gerne sterben würde. Von dem Mann, der sich für einen Notfall hält, weil er dringend Zahnseide braucht, und dem Praktikanten, der sich mehr Hirnquetschungen wünscht – so wie in Emergency Room. Selten läuft zwischen Schmerzinfusionen, Gipsverbänden und Röntgenbildern alles nach Plan. Und doch zeigen all diese wunderbar unterhaltsamen Geschichten, dass die Notaufnahme vor allem eines ist: durch und durch menschlich.

Ein Buch in dem man deutlich vor Augen geführt bekommt wie das Leben so spielen kann.

Ingeborg Wollschläger hat 20 Jahre in einer Notaufnahme gearbeitet und erzählt in diesem Buch mit Humor aus dieser spannenden, aber auch anstrengenden Zeit. Alles ist unglaublich ehrlich geschrieben und dadurch ist manches vielleicht auch nichts für schwache Nerven. Der Schreibstil lässt sich gut lesen und ich habe das Buch dadurch auch fast in einem Rutsch beendet.

Das Buch beginnt mit einer Vorstellung der Autorin. Ingeborg Wollschläger stellt sich hier nicht nur einfach vor, sondern erzählt wie sie überhaupt Notaufnahmeschwester geworden ist. Hier erfährt man alles über ihre Zeit als Schwesternschülerin bis zu ihrem Anfang in der Notaufnahme. Dieser erste Teil ist etwas langatmig, da sie wirklich ausführlich davon berichtet und noch nicht so viel von dem erwarteten Chaos der Notaufnahme in Sicht ist.

Danach ist das Buch mehr oder weniger in einen Besuch der Notaufnahme gegliedert. Zuerst berichtet die Notaufnahmeschwester was alles passiert bevor die Patienten überhaupt einen Behandlungsraum von innen sehen. Man bekommt einen tollen Einblick in die Organisation einer Notaufnahme und die Aufgaben einer Notfallschwester, aber auch hier schienen die, im Klappentext angekündigten, Alltagserlebnisse ein bisschen unterzugehen. Für jeden, der nicht oft oder noch nie in einer Notaufnahme war ist dieser Teil bestimmt total interessant, aber da ich im Rettungsdienst arbeite kannte ich vieles von dem was hier erzählt wird schon und habe mich dadurch etwas gelangweilt.

Endlich betritt man dann auch die Notaufnahme und hier kommen dann auch die sehnlichst erwarteten Anekdoten aus dem stressigen, aber auch witzigen Alltag der Notaufnahme. Einige Male musste ich hier sehr schmunzeln, aber auch den Kopf schütteln, denn es gibt echt schon verrückte Menschen. Besonders über die alternativen Heilmethoden habe ich mich köstlich amüsiert, denn mir sind auch schon einige Patienten begegnet, die ich beim lesen sofort wieder vor Augen hatte. In diesem Teil geht es aber auch nicht nur um lustige Anekdoten und Geschichten, sondern auch wieder um den ganz normalen Alltag. Ich hatte gehofft hier auf mehr “Patientengeschichten” zu stoßen, aber leider machen diese auch hier nicht den Großteil aus.

Das Ende des Buches ist auch wieder sehr informativ, denn hier beschreibt Ingeborg Wollschläger wie man denn die Schichten und alles was dazu gehört überhaupt überlebt. Ich konnte aus diesem Teil viel für mein eigenes Leben mitnehmen, denn sie spricht viele Probleme des Schichtdienstes an, die ich selber kenne. Hier merkt man besonders ihre Erfahrungen und wie lange sie diesen Job gemacht hat, denn ihre Tipps sind Gold wert!

Ich habe ehrlich gesagt von diesem Buch etwas ganz anderes erwartet, als das was ich im Endeffekt gelesen habe. Durch den Klappentext hatte ich eher vermutet, dass es sich bei dem Buch um eine Sammlung von Geschichten aus der Notaufnahme handelt und nicht hauptsächlich um den allgemeinen Alltag dort. Durch den Aufbau des Buches und die Erzählweise hat man am Ende eher das Gefühl es handelt sich um eine Biografie.

Mein Fazit: Dadurch, dass ich einiges aus der Notaufnahme berufsbedingt schon kenne, war das Buch für mich nicht so spannend wie es für Leute ohne Vorwissen sein könnte. Auch für angehende Notaufnahmeschwestern oder Krankenschwestern ist es bestimmt spannend, da sie einen ganz anderen Bezug zu dem Alltag haben. Ich war eher an den Patientengeschichten interessiert, da ich gehofft habe daraus was für meinen eigenen Alltag mitnehmen zu können. Trotzdem fand ich dieses Buch nicht schlecht, sondern sehr informativ und bin überrascht davon wie viel ich auch noch nicht wusste.